Meine geliebte Torfkiste: Ein Bauwagen deluxe in Ostfriesland, mit Doppelbett, Bademantel an der Tür, und Wasserkocher. Zum eigenen Bad gehts ein paar Schritte über den Hof und morgens scheint die Sonne ins Gesicht. Dann springt man am besten gleich in den Naturreich im großen Garten des Schleusenheuskens. Dort gibt es auch noch drei "richtige" Ferienwohnungen mit eigener Terrasse zum parkähnlichen Gartentraum. Wenn der Hausherr Lust hat, wird auch mal zusammen gegrillt, ein Sekt am Pool kredenzt oder zu einer Bootstour durchs das Fehntjer Tief eingeladen.
Herrschaftlich ist diese Pension: Die Villa Wendland liegt als rosa Bonbon mitten im Nirgendwo. Im Park spaziert ein Pfauenpärchen umher und in gediegener Atmosphäre serviert Grand Dame Inga jeden Morgen ein üppiges Frühstück. Wenn im Mai hier im Wendland die "Kulturelle Landpartie" stattfindet, füllt sich ihr großer Garten mit Künstlern und Menschen, die bis in die Nacht hinein tanzen. www.villa-wendland.de
Das Forstgut Einem liegt mitten in der Lüneburger Heide. Hier hat man noch Ruhe vor zu vielen Pferdekutschen, ist nah am Wilseder Berg und schläft in geblümter Bettwäsche. Im Wald gelegen sagen sich Fuchs und Has' Gute Nacht und dementsprechend still ist es hier auch, bis auf die Vögel, die morgens zwitschern. Abends und zwischendurch gibt es herzhafte Vesperbrote oder süße Versuchungen. www.forstgut-einem.de
Ein Haus ganz für sich allein, im beschaulichen, wunderhübschen, von mir sehr geliebten Fischerhude nahe Bremen: die Ferienwohnung "Diele" von Frau Cordes. Im Wohnzimmer hängt eine Schaukel und ein Klavier für Musikalische ist auch da. Platz zum Draußensein und sich Wohlfühlen. Gegenüber ist der Biomarkt und um die Ecke jede Menge kreativer Menschen.
www.fischerhude.com
Ein Harfenkurs im Wendland: In der Zeetzer Mühle zeigt Thomas Breckheimer in seinen Wochenendkursen was eine Harfe ist, bei schönem Wetter auch draußen. Es wird in der alten Mühle im schönen, wendigen Land übernachtet, zusammen gegessen und eben das Harfenspiel erlernt.
Zwei Frauen im Wendland, die ihre besonderen Leidenschaften pflegen: Annelie Somborn ist Fliesenmalerin und sattet nicht nur Lebensräume von Menschen, sondern auch Restaurants und Hotels mit ihrer Fliesenkunst aus. Seitdem sie für einen Fischgroßhändler zwölf Meter lange Wände gestaltet hat, kennt sie jeden Fisch beim Namen. www.fliesenmalerei.com. Und sie ist eine Pflanze: Janne Morouij hat sich ganz der Natur verschrieben. In ihrem großen Garten wächst allem, was sie zum Leben braucht. Ihre eingemachten Gemüse, Marmeladen und Säfte (Ich sage nur "Liebestrank") sind ein Traum. Sie kreiert Parfüms und verzaubert die Menschen mit ihren Essenzen. www.wendland-hautnah.de
Drei Künstlerinnen in Fischerhude, die in diesem Paradies nahe Bremen, leben und arbeiten dürfen: Aus abgenutzt wird rausgeputzt - Heike Mörschel poliert alte Möbel mit der Technik der Fassmalerei wieder auf und richtet Räume ein. Ihr Haus und das darin befindliche Bed&Breakfast ist wunderhübsch - nicht umsonst heißt ihr Laden "Landlust". www.fischerhude-landlust.de. Mein Kleid saß wie angegossen: Gela Dunecke hatte ihr Modeatelier ganz um die Ecke und mir einen langgehegten Wunsch erfüllt. Ihre Kleider fließen an der Figur entlang und es ist eine Wonne, sich von ihr beraten zu lassen. www.gela-design.de. Direkt nebenan: Die Wandweiber von Katharina Bertzbach sind aus Porzellan und sehr witzig. Aber natürlich ist da noch viel mehr: Kugelbrunnen, Geschirr und ganz viel Kunst. Wenn man durchs große Fenster schaut, kann man ihr bei der Arbeit zusehen. www.bertzbachporzellan.de
Eines ist Norderney bestimmt schon lange nicht mehr - eine reine Kurinsel und langweilig. Richtig modernes Strandleben findet an der Weißen Düne und in der Milchbar statt. Im Inselloft lässt sich wie bei Freunden speisen und dem Koch beim Flammenwerfen zuschauen. Nicht verpassen sollte man das Eis im Brötchen im kleinen Häuschen bei Frieseneis und die feine Waffel mit Eierlikör und Sahne in der Waffelbäckerei.
Das Café Rilke liegt traumhaft schön in Fischerhude nahe Bremen. Hier ließen es sich schon Künstler wie Moderson und Rilke gut gehen. Vorne Grün, hinten Grün und außenrum nur Blumen - ein kleines Paradies für einen Nachmittag voll Muße und Genuss.
www.fischerhude.com
Im Saterland, der kleinsten Sprachinsel Europas wird nicht nur ganz eigen gesprochen, sondern auch was Leckeres gebacken: Die Vollkornbäckerei Schulte backt ein richtig nordisches Schwarzbrot 20 Stunden im Steinbackofen - so mag das der Ostfriese!
www. schultes-volkornbrot.de
Im Camp am Ellenbogensee bei Wesenberg gibt es zur Begrüßung Kaffee und libanesischen Orangenkuchen. Niek und Marianna, das immer freundliche Holländerehepaar, entdeckten den Campingplatz vor zwölf Jahren während einer Fahrradtour, waren von der Natur und Stille begeistert und beschlossen, einfach hier zu bleiben. Ruhe und Familienfreundlichkeit sind ihnen wichtig und so werben sie unter anderem mit "schlechtem Handyempfang, Sternenhimmel und Begegnungen." Dauercamper dürfen nur mit Kindern auf den Platz und ab zehn Uhr abends herrscht Stille am Ellenbogensee. Hier gibt es keine Verbotsschilder, keine Rezeption, aber ganz viel Platz und Natur.
Das Wasser ist klar, meterlang wird man nur bis zu den Knien nass. Weit weg ist die nächste Küste zu sehen, zwei Badeinseln schaukeln durch die leichten Wellenbewegung. Es könnte ein Meer sein, doch es ist die Müritz, der größte See Deutschlands (denn der Bodensee gehört uns nicht alleine). Und um sie herum liegt ein Meer voller kleiner Seen: Die Mecklenburgische Seenplatte.
Gastbeitrag von Renate, die mit der Insel eine über 20-jährige Liebe verbindet.
Wer jetzt auf Sylt ist, muss die Insel lieben. Die Biikefeuer am 21.Februar können ein Grund sein, sich zu dieser Zeit den eisigen Wind um die Nase wehen zu lassen und dabei zu sein, wenn der Winter vertrieben wird.
Der Roadtrip einer Grenzgängerin
Aus dem Dollart, der Meeresbucht bei Emden, gespeist mit Nordseewasser, tauche ich auf. Ich, die Grenze, mache mich auf den Weg um mein Land. Deutschland umreiße ich in Google Maps nur noch als eine gezackte schwarze Linie auf der Karte. Für neun Staaten war ich wichtig, wer mich überqueren wollte, musste sich ausweisen und kontrollieren lassen. Übrig geblieben sind quadratisch blaue Schilder mit Sternenkranz und der Hinweis, etwas langsamer zu fahren. Es muss mehr von mir zu finden sein - jenseits der schwarzen Linie. Die Schranken sind nicht mehr da, aber vielleicht sind sie noch in den Köpfen der Menschen.
Vom Haken auf den Teller - das ist der Plan. Vorausgesetzt die Fische beißen. Vorausgesetzt man kann angeln. Ich kann es nicht. Andere in der Gruppe der Journalisten auch nicht. Also starten wir mit einer Einführung ins Angeln und zwar dort, wo der Strelasund den Hafen küsst: In Stralsund.
Die Tour durch die Hofladenwelt in und um Schwerin startet im Hofladen SaBö in Nantrow. Hier grasen nicht Kühe auf der Weide, sondern einhundertfünfzig Stück Rotwild. Ruth Sandmann-Böckmann ist Herrin über die Rehe, welche die grünen Hügel immer wieder hinauf- und hinab wandern. Hinter dem Hof geht der Weg aufs Land, von einer Bank aus kann man das Wild beim Grasen beobachten. Demnächst können im Hofladen Picknickkörbe geliehen werden, welche mit Wurstwaren, Brot und Kuchen aus der eigenen Produktion gefüllt sind. Wir sitzen im Café, vor uns ein riesiges Stück Schmandtarte und eine Platte mit Rotwildhappen zum Probieren - die Welt ist in Ordnung.
Durch eine Allee aus Bäumen fahre ich auf Gut Klein Nienhagen zu. Der Gutshof sieht aus wie ein Schloss, Stallungen und Reitplatz gruppieren sich davor und ein Mädchen führt durch die Kastanienallee ein Pony -fast schon zu schön, um wahr zu sein. Jeden Morgen frühstücke ich auf der Freiterrasse bei herrlichen Sonnenschein, blicke in den großen Park mit seinen alten Bäumen - so macht Arbeit Spaß. Auf Gut Klein Nienhagen kann man nicht nur Reiten lernen, sondern auch einfach nur Urlaub machen. Hier herrscht die unkomplizierte Entspanntheit - wer Trubel braucht, besucht die Seebäder Heiligendamm und Kühlungsborn, die Ostsee ist nur 20 km entfernt.
Ein frischer Wind weht im Wangerland an der Nordsee: In Schillig liefern sich die Lenkdrachen Windgefechte und zwei blau-weiß-gestreifte Nordseekarren bieten eine ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit. Unsere maritime Reise mit der Nordsee GmbH hält wieder einmal einige Überraschungen bereit. Im frisch renovierten Nationalpark-Haus in Minsen werden wir erst einmal Zeugen der Fischfütterung und lassen uns von Hausleiter Ralf Sinning allerlei Wattenmeer-Getier nicht nur unter dem Mikroskop zeigen.
Die Ersten fangen schon Freitag abends an, die Straße zu bemalen. Als wir am Vormittag in Wilhelmshaven eintrudeln, ist das XXL 3D Perspektivenbild auf dem Valoisplatz schon fast fertig und ein Hund liegt wie tot im Canyon. Zum siebten Mal lässt Michael Diers, Geschäftsführer der Wilhelmshavener Touristik das Internationale StreetArt Festival stattfinden. Als wir durch die Marktstraße zum Hotel laufen, lassen sich schon erste Kunstwerke erahnen. www.wilhelmshaven.de
Anton Tapken erzählt von Liliputanern, die in die Rohrleitungen kriechen, um sie zu säubern, damit das gute Jever bis nach Köln fließen kann und die Rheinländer mal endlich ein gutes Bier trinken - reichlich Seemannsgarn bei strahlendem Sonnenschein auf der voll besetzten Etta von Dangast. Wer schon länger nach Dangast kommt, kennt den Kapitän, welcher die Gäste mit Handschlag begrüßt. Wir kreisen mit ihm wie die Möwen um den Arngaster Leuchtturm und streifen die Küste von Wilhelmshafen. Der Motor tuckert, die Fahnen flattern im Wind, sonst ist nichts zu hören. Da wird es dunkel, ein Wetter zieht auf. Die Fahnen flattern stärker, die Schaumkronen werden weißer und der Seegang etwas ungemütlicher. Die Kinder sind begeistert: Endlich Action auf dem Schiff! Der JadeWeserPort ist hinter den dunklen Wolken zu sehen. Um den einzigen Tiefwasserhafen Deutschlands zu bauen, hat man den Wilhelmshavenern den Strand geklaut. Immerhin hat dort erst vor kurzem einer der Containerriese angelegt. Irgendwie fahren wir vor dem Wetter weg, es geht wieder Richtung Dangast. Die Sonne scheint ins Gesicht und die dunkle Wand ist vergessen. Wir schippern in den Hafen, Anton Tapken steht an der Brücke und lässt uns nicht ohne persönlichen Händedruck von Bord.
Gibt es e i n Bild für Bremerhaven?
Nein, denn die Hafenwelt hat ganz viele Gesichter. Nur eines ist sicher: Wenn die Möwen schreien, weiß ich, dass ich am Meer angekommen bin. Und wenn ich aus dem achten Stock des Hotel Atlantic Seal City schaue, den Wind und die Geräusche des Hafens höre, spüre ich das Fernweh in mir.
Die Insel macht es mir wirklich schwer zu gehen: Am letzten Tag gibt die Sonne was sie kann und ich drehe eine letzte Runde um den Kopf der Insel, die ich jetzt in zwei Wochen wirklich in mein Herz geschlossen habe. Ich gehe noch einmal durch Kerteminde, sage dem Hafen "tschüss", esse die leckere Spezialität vom Bäcker, deren Name mir absolut nicht in den Kopf will und schaue dem ruhigen Treiben am Renaissancehafen zu.
Der Kopf der Insel gefällt mir immer mehr. Tonny und ich treffen uns am äußersten Zipfel von Fyns Hoved und erwandern die Spitze. Dabei erzählt er mir von den vielen Wildblumen, welche hier wachsen, von wildem Oregano und Karotten. Ich probiere sie und auch den salzigen Strandkohl, der am Ufer aus dem Boden schießt. Tonny führt öfters Touristen hierher, liebt das Eiland und weiß viel vom nördlichsten Punkt Fünens, auch das von der ursprünglichen Küstenlinie nicht mehr viel zu sehen ist - früher war alles viel größer. Wir sehen Kühe und Schafe grasen und auch einen ganz kurz auftauchenden Schweinswal in dem unendlichen Meeresblau. Und obwohl sich heute die Sonne hinter den Wolken versteckt ist es so unglaublich hell. Eine ganz wunderbare Lichtstimmung mit grünem Gras, hellem Sand und blauem Meer. Ich könnte mich auf die Bank oberhalb der Klippe setzen und immer nur in die blaue Unendlichkeit schauen...
Auf dem Weg nach Odense komme ich wieder am Munkebo Bakke vorbei: Diesmal bei Sonnenschein muss ich dieses großartige Panorama vom Hügel aus einfangen. Mein Tag in Odense ist dann Hans Christian Andersen gewidmet: Mein Lieblingsmärchenerzähler ist hier in der Mitte Fünens geboren, in Odense, der viertgrößten Stadt Dänemarks. Aufgewachsen in ganz ärmlichen Verhältnissen, zusammen mit einer alkoholkranken Mutter und einem zum Schluss geisteskranken Vater in den Bronx dieser Stadt. Vielleicht hat das seine Flucht in Fantasiewelten begünstigt. Er wollte immer Schauspieler werden und auf den großen Bühnen spielen - bekannt ist er aber dann durch seine Märchen geworden. Ich liebe "die kleine Meerjungfrau" oder "das hässliche Entlein". In der Nähe seines Geburtshauses hat man ein Museum für ihn errichtet, dass auch den Eingang in den Ort seiner Kindheit ermöglicht. Ich wußte nicht, dass er ziemlich geschickt bizarre Figuren mit der Schere ausgeschnitten hat. Diese Schere, sein Bett und die Schreibfeder ist auch dort zu sehen und so bekommt der Mensch hinter dem Erzähler für mich ein Gesicht.
Nachdem ich einmal quer über die Insel und über drei Brücken gen Süden gefahren bin, treffe ich die strahlende Heidi in Rudkobing. Sie liebt ihre Insel so sehr, dass sie diese sogar um den Hals trägt. Das "lange Land", wie Heidi es scherzhaft nennt, ist tatsächlich mehr lang als breit und liegt zwischen der Ostsee und dem südfünischen Inselmeer, der "dänischen Südsee", laut Heidi. In Rudkobing steht die einzige katholische Kirche auf Langeland, elf Kirchen gibt es davon auf der Insel, zehn sind evangelisch. Kein Wunder also, dass man sie zwischen die Häuser gequetscht hat. Wir fahren nach Norden, ich möchte Schloss Tranekaer sehen. Das knallrote Schloss ist von Wasser umgeben und außerdem noch von einem wilden Wald in dem lauter Kunstwerke stehen. Man muss sich schon anstrengen, um einen Blick auf das Schloss zu erhaschen - erstaunlich, wie man so etwas Großes hinter Bäumen verstecken kann. Wir drehen eine Runde durch den Park, schauen kurz ins Restaurant vorbei, wo man in den ehemaligen Pferdeställen speist und dann geht's auch schon wieder Richtung Süden nach Bagenkop mit den roten Ferienhäusern am Hafen - zum Essen. Im "Bagenkrop Kro" bekommen wir einen hervorragenden Fischteller und gönnen uns nicht mal einen Kaffee - denn das speed dating Langeland geht weiter. Nur auf dieser Insel findet man die "Hatbakke", sogenannte Huthügel, ein Überbleibsel aus der Eiszeit. Und so wölben sich stetig über das ganze lange Land Hügel über Hügel - sieht witzig aus. An einem haben wir Halt gemacht, dort ist ein Hühnengrab zu sehen. Unser nächstes Date haben wir mit den Wildpferden, doch leider haben sie uns versetzt - an dem See hätten sie stehen sollen und Heidi war auch ganz enttäuscht, weil sie die kleinen Pferde nämlich sonst immer sieht. Wahrscheinlich haben sie im Wald Schatten gesucht. Dafür hatten wir einen schönen Blick auf die Steilküste. Weiter geht's...
Rot und Gelb - das sind die Farben von Faaborg. Dadurch wirkt die Stadt im Süden von Fünen sonnig auch wenn wie heute nicht die Sonne scheint. Ich folge dem Altstadtrundweg durch bunte Häusergassen mit Stockrosen davor, die hier an jeder Ecke zu finden sind. Hoch auf den Glockenturm ohne Kirche: Er ist übrig geblieben, die Kirche wurde abgerissen und ein Rathaus errichtet. Nun bleibt er wenigstens noch ein guter Orientierungspunkt für die Schiffe. Als ich gerade die Treppen hochsteige, fangen sämtliche Glocken - und da sind einige - zu bimmeln an. Wieder unten geht es an alten Handelshäusern, der Kirche, der roten Friedhofsmauer und kunstvollen Holzzäunen vorbei runter zum Hafen zum alten Packhaus, "Det hvide Pakhus". Nach der üppigen und fantastischen Fischplatte flaniere ich noch auf der Promenade bis zum Strand entlang. Am Hafen ist ein modernes Meerwasserschwimmbad entstanden, überhaupt gefallen mir die coolen Strandhäuser mit Blick aufs Meer - ein schöner Kontrast zu der historischen Altstadt.
Ich bin den Wikingern auf der Spur und lasse mich zuerst im "Wikingerzimmer vom "Munkabo Kro" stilvoll auf die wohl gar nicht so rauhen Gesellen einstimmen. Dann treffe ich Claus Christensen, Braumeister mit Doktortitel und Rauschebart. Seine Familie braut schon seit Wikingerzeiten Bier und so liegt ihm das Brauen quasi schon im Blut. Biologie und Gesundheitswissenschaften hat er studiert, dann eine Zeit lang in den bayrischen Alpen als Braumeister gearbeitet ("...die bayrischen Mädels sind laecker...") und sich weiter im Brauen perfektioniert. Jetzt gewinnt er die Hefe für seine Biere aus dem Lab von Bienen(!) und baut gerade seinen eigenen Hopfen hinter den Hallen an. Was ich so beeindruckend finde ist, dass er so jung an Jahren schon mit etlichen Auszeichnungen für die besten Biere überhäuft wurde, obwohl er sein eigenes business erst seit drei Jahren betreibt. Bei ihm ist alles ganz konsequent, vom Logo mit dem Baum Yggdrasil aus der nordischen Mythologie über die Einrichtung seiner Räume bis zur Vorgabe, nur mit regionalen Zutaten brauen. Er hat viele Storys auf Lager: Einmal musste er sich die Hopfenpflanze aus dem Tigerkäfig holen, was scheinbar auch gut ging. Ein "Geht nicht" gibt es nicht für ihn und sein Ansporn ist es, sich ständig weiter zu entwickeln und eben genau das zu tun, was noch niemand probiert hat.
Heute ist Kirschen verkaufen mit Karl angesagt - ich muss erst mal dieses Geld verstehen... Aber Karl mit dem Kirschenhut und den Kirschen an der Brille ist an meiner Seite. Ich bekomme den Kirschenhut auf und dann gehts auch schon los. Es sind eine Menge Leute unterwegs, auf der Bühne spielen den ganzen Tag Bands aus Dänemark (und der Schweiz!) und das Wetter hat sich auch gemacht - daher haben wir ganz schön zu tun und verkaufen jede Menge dunkelroter Kirschen. Irgendwann seile ich mich ab und schaue mal rum, was es so gibt: Ich sehe Kirschlikör, Kirschmarmelade und -Kerteminder Rum, ausgeschenkt von einem netten Mann, der so gar nicht dänisch aussieht.
Es ist Kirsebaerfestival - und für mich geht es um sieben Uhr morgens los: Die Freunde des Tourismus treffen sich am Hafen, um etwa 1000 Frühstückstüten zum Kirschenfest zu richten. Wer zwischen 9 und 11 Uhr zum Renaissancehaven kommt, darf sich eine Frühstückstüte abholen - geschenkt! Das ist nur eine der vielen ehrenamtlichen Aktivitäten dieses Vereins, dessen 200 Mitglieder es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Insel Fünen und im Besonderen Kerteminde den Besuchern ans Herz zu legen. Organisatorisch läuft das wie geschmiert: Karl fährt seinen Kirschenwagen mit Saft und Tüten ran, die Liste mit dem Inhalt der Tüten und alles andere wird strategisch sinnvoll auf den Tischen verteilt. Zuerst kommt der Flyer zum Kirschfest und der Regenschutz in die Tüte, es folgen Pappteller mit Besteck, Butter, Käse und Brötchen. Ich packe fleißig Tüte um Tüte - und jetzt bloß nix vergessen. Ganz Kerteminde hat gesponsert: Die Bank, der Bäcker, örtliche Geschäfte, unglaublich, wie hier alle zusammen arbeiten und letztendlich hat jeder was davon. Zum Schluss gibts den feinen Brunsviger vom Bäcker für die Helfer und dann kommen auch schon die ersten Frühstücker.
Auf der Suche nach dem schönsten Strandhaus bin ich gleich zwei Mal fündig geworden: In Nordenhuse und in Dinestrup stehen so richtig nette Häuschen. Als ich in Nordenhuse ankomme reißen die Wolken auf und das Meer färbt sich türkis. Auf den Badestegen toben Kinder ansonsten ist der Strand komplett leer - Idylle pur. Etwas erhöht trohnt da dieses Haus: Von der Terrasse aus schaut man aufs Meer. Jetzt weiß ich warum Kerteminde "Garten am Meer" genannt wird. Ich fahre weiter an der Küste entlang und komme nach Dinestrup - wer sich hier ein Ferienhäuschen mieten kann, hat es geschafft. Von der Klippe schau ich hinunter zum Strand: Eine Bilderbuchfrau spielt mit ihrem Bilderbuchhund und die Bilderbuchkinder bauen Sandburgen - das Leben kann so schön sein.
Kerteminde am Morgen: Ich muss noch ein wenig mit diesem schönen Strand protzen, der so seicht ins klare Wasser abfällt. Am Yachthafen strahlen die Boote in der Sonne, Amanda, das Wahrzeichen von Kerteminde schaut versonnen zu den alten Fischerhäusern rüber und in der Stadt kündigt sich das Kirsebaerfestival am Wochenende an. Ich sitze am Hafen, warte auf das Boot nach Romsoe und schaue dem Fischer zu, der wie für mich bestellt, Plattfisch filetiert und Meerforellen ausnimmt. Als er den Abfall ins Wasser wirft, streiten sich die Möwen um die Beute. Unser Boot kommt etwa eine Stunde später, aber das macht hier in Kerteminde überhaupt nichts - man hat Zeit.
Es ist die Attraktion hier auf Fünen, denn das gibt es so nur einmal in Dänemark: Das Wikingerschiffsgrab in Ladby. Dort, wo man vor mehr als 1000 Jahren einen Wikingerfürst begraben hatte, ist auch heute noch seine Ruhestätte. Nur stimmt das leider nicht mehr so ganz, den er selber liegt nicht mehr im Schiff - er wurde geraubt, nur Skelette von Tieren als Grabbeigaben liegen noch darin. Mit einem kleinem Boot und einem gut gelaunten Dänen geht es ab Kerteminde den Fjord entlang Richtung Munkebo zu diesem Grab und dem Wikingermuseum. Und dann liegt da dieses Winkingerschiff. Ein Neues. Ein Schönes. Ein Selbstgebautes. Über hundert Ehrenamtliche aus der Region haben fünf Jahre lang das Wikingerschiff des Fürsten nachgebaut. Mit alten Eichenstämmen aus den Wäldern von Fünen und Äxten und Holznägeln wie zu seiner Zeit. Jetzt ist es fertig und vierundzwanzig starke Männer werden noch diese Woche damit nach Kerteminde rudern - alle sind schon ganz gespannt, ob das auch funktionieren wird. Ich gehe zum Schiffsgrab, unter einem grünen Hügel im Boden liegt es. Als ich die Tür öffne, ist es erst einmal stockdunkel und ich sehe gar nix. So langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und dann taucht das Schiff vor mir auf: Einundzwanzigkommaacht Meter lang und mystisch beleuchtet - hier wurde eindrucksvoll inszeniert. Nur die Skelette der Pferde und Hunde sind zu sehen - das Wenige lässt die Fantasie auf Wanderschaft gehen. Ich gehe wieder nach oben, 300 Meter weiter zum Museum wo die Informationen warten. Was ich nicht wusste: Die Wikinger waren wohl doch keine so rohen Gesellen mit Bärten und Hörnern auf dem Kopf. Die Wikingermänner, waren zu ihren Zeiten von den Frauen heiß begehrt, da sie sich sehr pflegten und in rauschende Gewänder hüllten. Und die Federkleider der Wikingerfrauen könnten bei den Modeschauen in Paris mitlaufen. Im Museum sind auch die zwei Ladby-Tapeten zu sehen, welche von Frauen aus Fünen in Handarbeit gerade gestickt werden und unter anderem den Schiffsbau dokumentieren.
Bevor ich Karl treffe will ich einen anderen Mann der Insel kennen lernen: Johannes Larsen. Also genau genommen nicht ihn sondern sein Werk. In dem Haus, wo der Maler in Kerteminde bis zu seinem Tod gelebt hat., ist ein Museum entstanden. Malene führt mich durch die Räume, welche vollständig eingerichtet sind. Er war ein reicher Maler, konnte sich ein Wohnhaus mit großem Garten leisten, ein extra Haus, um seine Kinder zu unterrichten und besaß auch noch die Mühle nebenan. Das Haus ist einfach - zauberhaft. Anders kann ich es nicht sagen. Durch die vielen Bilder an der Wand wirken die Räume heimelig, wohnlich, belebt. Mit fünf Jahren begann der kleine Johannes Vögel zu zeichnen und das sehr gut - im Kinderzimmer hängen seine ersten Versuche. Er hat dann nicht mehr damit aufgehört und es zur Perfektion getrieben. Johannes Larsen war passionierter Jäger, also schoss er Vögel und malte sie dann - so hielten sie wenigstens still. Ein Essen für die Familie war so auch mit drin. Im schönen Garten mit Blick aufs Meer steht das Atelierhaus. Hier sieht alles so aus, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als sich hier auch noch viele andere dänische Künstler tummelten. Der Wintergarten mit Teich darin hat mir sehr gefallen, es war der bevorzugte Platz von Larsens Ehefrau, die sich auch in der Malerei versuchte aber lange nicht so erfolgreich war wie ihr Mann. Im Neubau nebenan findet gerade eine Sonderausstellung zum Thema Vögel statt: "Fungl". Johannes Larsens Vögel sind nicht nur durch seine Illustrationen in den Märchenbüchern von Hans Christian Andersen in aller Welt bekannt und die Kerteminder ziemlich stolz auf das Kind der Insel.
Sonne, Strand, Meer: Ich fange meinen Lauf am Nordstrand an, komme an ganz vielen Zichorien (dass dies keine Kornblumen sind weiß ich nun von Ulla) vorbei und laufe am Yachthafen entlang in Richtung Südstrand. Da liegen die putzigen bunten Sommerhäuser der Feriengäste mit Blick aufs Meer. Hier gibt es Unmengen dieser kleinen Häuschen - ganz Kerteminde ist Urlaub. Auf dem Rückweg habe ich einen schönen Blick auf den Ort, laufe an alten Fischerbooten vorbei zurück über den Strand zu meinem Lieblingssteg und strecke die Füße ins Wasser - zum Baden bin ich zu feige.
Die Nomadin wurde nach Fünen eingeladen. Für alle, die nicht extra bei Wiki nachschauen wollen: Fünen ist eine große dänische Insel in der Ostsee, hat 462625 Einwohner und mit Odense die viertgrößte Stadt in Dänemark. Mit dem Auto geht es bequem von Deutschland oberhalb von Flensburg über die Brücke auf die Insel. Soweit die Fakten. Aber man sollte sie schon selber erleben. Dafür bin ich hier. Ich habe meine Bleibe in einer kleinen grünen Hütte auf dem Camping Kerteminde bezogen und bin entzückt von dem Bonbonland im Inneren. Ein großes Bett, Kühlschrank, Kochplatte, Wasser, Strom, Wlan - alles da, was die Nomadin braucht. Und dazu noch einen riesigen Begrüßungskorb mit Bier aus Fünen, Saft vom Garten am Meer und einem schicken Kissen.
Ich liebe es - mein Chembongo. Ich muss es fühlen, drehen und mich immer wieder wundern. Auf dem Weg zur Schlei habe ich kurz nach Bremen noch einen Stop bei Jack Mankiewicz eingelegt - das Gespräch mit ihm war sehr inspirierend, nur die Zeit definitiv zu kurz. Ich habe es mitgenommen in meine Bleibe auf dem Putbrese Hof an der schönen Schlei. Da liegt es nun auf dem Tisch und mir gefällt dieses Stillleben mit Apfel - was braucht es mehr? Ich laufe altbekannte Wege, morgens an der Schlei entlang. Alles ist ruhig hier, langsam und hat Zeit. Im Ulsnisland gibt es ein paar kleine Strände mit Picknickbänken und Feuerstellen. Morgens fahren die Fischerboote raus und die Kühe liegen faul in der Sonne rum. Hört sich kitschig an, ist auch so und das ist gerade gut.
Lost places mitten in Ostfriesland: Zwischen schmucken Klinkerhäuschen und gepflegten Vorgärten steht ein Abrisshaus vergessen in der Landschaft. Passt gar nicht so recht in diese heile Welt. Ich treibe mich darin herum, über mir der Himmel - es braut sich was zusammen. Tapetenfetzen, abgerissen an der Wand, Fliesenreste auf rosa Farbe. Wer hat hier wohl zuletzt gekocht? Wer die Spitzengardinen aufgehängt, wessen Gesicht war im Spiegel zu sehen?
Die Torfkiste hat mich wieder. Ich bin in Ostfriesland in Großefehn. Mein geliebter Luxusbauwagen, der Naturteich im Garten und das Rundumsorglos-Paket von Gabi und Reinhard vom Schleusenheusken - ich fühle mich wie zuhause! Ich lasse mir morgens die Sonne aufs Bett scheinen, schau den Fohlen auf der Koppel zu und bade nach dem Rennen im doch noch recht kühlen Nass. Mit der Gazelle fahre ich zum Buchladen von Olga Behrends nach Wiesmoor und stelle fest, dass sich dahinter noch viel mehr verbirgt: eine Café-Ecke, jede Menge Bücher und ganz viel zum Schmücken. Ich lerne Elisabeth Katz kennen, sie hat den Laden von ihrer Mutter übernommen und zu etwas ganz Besonderem gemacht. Ich bekomme einen Kaffee, wir stellen Gemeinsamkeiten fest und ich kaufe ihr Buch: Reisen, leben und lieben auf Kreta - "Warrum nicht"? Später wird noch geboßelt: Herr Eden, der selber Boßelkugeln drechselt, schwingt für mich die Kugel und führt mich in die Geheimnisse des ostfriesischen Nationalsports ein. Zum Glück ist die Kugel nicht in den Kanal abgehauen - auch wenn wir darauf vorbereitet waren.
Borkum, Distanz 10,8km, Start 12:30 Uhr auf der Promenade, "Borkumer Promenadenlauf"
Ein letztes Mal um halb sechs aufstehen. Ein letztes Mal den Rucksack packen. Ein letztes Mal ohne Kaffee mit Lunchpaket um sieben auf den Bus - ich muss gestehen, ich freue mich darauf morgen früh auszuschlafen und auf mein ausgiebiges Frühstück im Hotel, ABER: Das ist es wert! Auf der Fähre: Sonne, Wolken, Regen, anziehen, ausziehen - wie immer eben, wir kennen das ja schon. Ein paar müde Geister finden ihren Schlafplatz in der Gepäckablage, andere setzen sich mit einen Pott Kaffee an Deck in die Sonne - Moin! Und es geht wieder auf die Insel. Mit der Inselbahn, in zügigem Tempo und von den Borkumer Verkehrsbetrieben straff organisiert. Nach der Beschaulichkeit in Spiekeroog ist hier auf Borkum Kontrastprogramm angesagt: Viele Menschen in der belebten und mit Restaurants gepflasterten Einkaufsstraße, ein Strand mit rot-blau-gelb-weiß gestreiften Strandkörben und eine Promenade mit mondänen Hausern gesäumt. Es bleibt keine Zeit für den üblichen Strandtest, es geht gleich in die Umkleide. Ein Läufer, den ich leider nicht nach seinem Namen gefragt habe, spielt so schön auf der Mini-Gitarre, die er doch tatsächlich in seinen Rucksack gepackt hat - eine musikalische Ruhe-Insel im geschäftigen Gewusel. Dann suche ich den Start, der diesmal ein wenig versteckt auf der unteren Promenade aufgebaut ist. Die dunklen Wolken drohen, aber das tun sie ja eigentlich schon die ganze Zeit und es ist uns eigentlich inzwischen auch egal. Als Brigitta die Läufer aufwärmt entstehen von oben gesehen bunte Wimmelbilder. Sie hat Verstärkung durch zwei ältere Herren, von denen einer auch gern mal beim Aufwärmen nachhilft und dann beim "Eisbär" begeistert mittanzt. Die Stimmung ist großartig, alle tanzen, singen noch einmal "An der Nordseeküste...", der letzte Startschuss knallt und ab gehts auf der Promenade.
Spiekeroog, Distanz 12km, Start 12 Uhr an der Kogge, "Spiekerooger Dünenlauf"
Mit diesem Lauf hat sich Spiekeroog in der Gesamtwertung meines ganz persönlichen Insel-Votings an die Spitze geschoben - Borkum, Du musst Dich warm anziehen. Und eigentlich will ich gar nicht über den Lauf reden, diesen abwechslungsreichen Run, der zuerst mit Meerblick anfängt und dann ein klein wenig bergauf bergab über die Dünen führt. Ich will auch nicht über meine Oberschenkel reden, die mich beißen und die mir bei Runde zwei sagen: Willst Du wirklich weiter rennen? Ich möchte über diese Insel reden, die mich schon auf den ersten Metern eingefangen hat und mich den ganzen Tag nicht mehr loslässt. Auf der Fähre werden wir wie immer mit einem Lächeln und einem knackigen "Moin" vom Orga-Team begrüßt - ich glaube, die machen ihren Job wirklich gerne und nicht nur das - sie machen ihn auch gut. Einige Läufer hängen wie ich ein bisschen in den Seilen und die Dreiviertelstunde zur Insel gibt Gelegenheit, das müde Haupt ein wenig anzulehnen. Es regnet als wir ankommen, auch hier, man soll es nicht glauben und an Rosengärten und Bilderbuchhäusern fällt die bunte Schlange in den Ort ein. Andacht an der kleinen Inselkirche, die mitten zwischen alten Baumbestand liegt. Überhaupt ist es hier sehr grün, die Häuser sind richtig hinter Bäumen versteckt worden. Mein erster Weg ist wieder zum Strand, der diesmal doch ein Stück weg ist. Auf dem Weg zurück liegt da dieser Pavillon. Es nieselt immer noch und ich will mich einfach nur kurz im Trockenen aufhalten - daraus wird eine halbe Stunde ausgestreckt auf der Bank. Dieser Ruhehaum hat was. Pünktlich zum Lauf und wie vom Spiekerooger Tourismusdirektor bestellt wird es heller und heller und - here comes the sun!
Wangerooge, Distanz 9,4km, Start 13 Uhr auf dem Platz am Meer, "Watt'n Strand-Lauf"
Wieder eine Inselbahn, nicht so bunt wie auf Langeoog und ich hab das Rollstuhlabteil erwischt - ok, sitzen kann ich ja noch später. Dafür gibts auf Wangerooge einen echten Bahnhof, mit Schaffner und Abpfiff und so. Schlendert man von diesem weg in den Ort hinein, kann man das Café Pudding gar nicht verfehlen. Es thront auf dem Berg, jawohl Berg, denn Wangerooge ist irgendwie ziemlich hügelig ("...die Alpen der Nordsee..."). Den "Berg" müssen wir dann nachher auch zum Ziel hoch - ich freu mich schon drauf... Wie immer führt der erste Gang an den Strand. Noch weiß das Wetter nicht so recht, was es mal werden will, aber diese Stimmung hat auch was. Man lässt sich also im oder am Strandkorb nieder und holt den fehlenden Schlaf nach - es war wieder früh heute morgen. So faul könnte es weiter gehen, aber schließlich bin ich nicht zum Spaß hier und will noch was von Wangerooge sehen. Also mal schauen, ob es im Café Pudding auch Pudding gibt: Setze mich in den Strandkorb mit Blick zum Ort. Irgendwo dröhnt Mucke und da kommt ein Mini-Abi-Abschluss-Rave: Ein Wagen, zehn Leute die jede Menge Spaß haben, und dann ist es auch schon wieder rum. Und das auf ner Insel. Der Rundblick vom Pudding aus ist wirklich schön, von dort sehe ich auch unseren Start an der Promenade. Vom Oberdeck, unserer Umziehlounge, ist auch Meerblick garantiert, aber das hat man uns ja auch vorher versprochen. Wir fangen noch den Bären mit Dominik und stellen uns zum Start auf - schon ne Masse Leute, die jetzt unbedingt rennen wollen.
Juist, Distanz 10km, Start 12 Uhr auf dem Kurplatz, "Töwerland-Lauf"
Die bunten Fahnen wehen, die Sonne lacht und wir sind auf dem Schiff nach Juist - mal sehen, ob uns die Insel tatsächlich verzaubert. Die Sonnenplätze auf der Fähre sind begehrt, man tankt gerne mal wieder Wärme und Licht. Nach dem Ankommen erst einmal ein kurzer Blick auf den Strand: Hier werden wir heute erst in Richtung Norderney und dann in Richtung Baltrum rennen. Am Strand, auf Sand. Wie es aussieht bei herrlichem Sonnenschein. Endlich. Das Gruppenfoto ist eine echte Postkarte und die blaue Walze bewegt sich danach in Richtung Start. Zum Aufwärmen nehme ich heute mal den Leuchtturm. Die Höhe ist überschaubar und so bin ich auch gleich wieder auf dem Boden des Töwerlands zurück - Brigitta wärmt besser auf. Dominik heizt an, der Eisbär und der Nordseechor sind selbstverständlich. Und dann: ich liebe diesen Moment, wenn wir von Zehn runterzählen, den Startschuss, die Powermusik, das Klatschen - los geht's!
Langeoog, Distanz 10,5km, Start um 12:00 Uhr am Kurzentrum, "Slooploop"
Der Tag fängt gut an: Als man mich beim Frühstück nach der Zimmernummer fragt, nenne ich im Brustton der Überzeugung meine Startnummer... Die Oberschenkel sind schwer, die Wadenmuskel hart - auch die Selbstmassage hilft da nix. Die ungewohnten Stopps während des Runs machen sich eben bemerkbar. Der Ablauf am Morgen wiederholt sich: Der Bus bringt zur Fähre, die Fähre zur Insel, nur heute schiebt sich noch die bunte Langeooger Bimmelbahn dazwischen. Ich mag es immer sehr, wenn ich mich raushänge und dabei den Fahrtwind spüre. Dann fallen wir im trubeligen Städtchen ein und bringen die Touristen aus ihrer Ruhe. Viel Zeit vor dem Start ist heute nicht, ich strecke die Beine aus solange es noch geht und beobachte vom Strandkorb aus das Vorbereiten der Anderen. Und dann heißt es auch schon: Auf zum "Slooploop".
Baltrum, Distanz 10,6km, Start auf dem Dorfplatz, "Dornröschen-Lauf"
5:00 Uhr morgens, es ist noch dunkel, der Wecker klingelt, mein Lunchpaket steht vor der Tür. Die Packstrategie hat sich bewährt, also lasse ich alles beim Alten. Der Bus fährt um 6:00 Uhr ab und dies ist wieder mal ein Erlebnis: Adalbert sucht den Knopf für die Türöffnung, weiß nicht so recht wohin und fährt mit beschlagener Scheibe ins Ungewisse - aber wir kommen sicher am Hafen an. Der Tidenhub ist schuld, dass wir nach einer halben Stunde mit dem Schiff schon um acht in Baltrum ankommen. Erst einmal ein Cappuccino - die Cafés haben extra für uns diesen Sonntag früher auf. Baltrum ist so ruhig, man sieht niemanden und dann fallen plötzlich 600 bunte Männlein und Weiblein ein - fast tun mir die Insulaner und Urlauber leid. Vier Stunden Zeit bis zum Start, ich gehe zum Strand. Herrlich ruhige Stimmung auch bei Regen oder grad deswegen. Kleine Runde durch den Ort. Die evangelische Kirche ist putzig, die Katholische rund und verleiht im Sommer den Blick in den Himmel. Viele Läufer verkriechen sich, entweder unter einer Decke im Strandkorb oder im Café. Dann Motivations-Musik, Aufwärmen. Dominik lockt mit coolen Sprüchen und Bewegung tatsächlich wieder die gute Laune aus uns raus und in die Beine - nach der obligatorischen friesischen Nationalhymne sind wir startklar.
Norderney, Distanz 13,1km, Start 13 Uhr am Hafen, "Dünen, Strand und Meer-Lauf"
Der Busfahrer hat mich am frühen Morgen schon erheitert: "Wenn wir heute Abend wieder auf die feste Land kommen, werden die Tickets eingesaugt." Soll heißen: Wir müssen die Busvoucher erst bei der Rückfahrt abgeben. Doch bevor wir den geheiligten Inselboden betreten, geht es erst einmal vom feste Land mit der Sonderfähre rüber. Es ist erstaunlich, aber mir kommen diese 600 Menschen wenig vor, aber scheinbar schluckt so eine Fähre einiges. Es ist frisch. Es tröpfelt. Dominik, der Mann mit Hut und Motivierer der Nation steht auf der Brücke und teilt uns mit, dass wir gerade auf der schönsten Fähre mit der schönsten Crew zur schönsten Insel unterwegs sind - ich wette, dass sagt er morgen auch... In meinen Rucksack habe ich gepackt: Startnummer, Kennzeichnung für die Tasche, Duschzeug und Wechselklamotten, Wasser, Traubenzucker, Voucher und Tourbeschreibung, wärmerer Pulli für die Überfahrt, Sonnencreme, Kamera groß, Kamera klein, Notizblock, Notration Süsses, Handy - erstaunlich, was ich doch alles so brauche für einen 1, 5 Stunden-Lauf. Ein bunter Haufen auf der Fähre und alle sehen schrecklich sportlich aus. Der "Qualitätspastor" Hartmut Schneider verspricht alternativen Reiseproviant und Dominik fügt noch an, dass wir heute besonders geräumige Umkleiden haben werden - unter freiem Himmel. Als wir dann in Norderney einlaufen und die Läufermasse von Board gerollt ist, wird vorgelaufen, vom Trainer aufgewärmt oder einfach nur die spärlichen Sonnenstrahlen genutzt - jeder macht das anders. Eine wirklich empfehlenswerte Alternative ist es auch, erst einmal in der "Milchbar" am Strand eine Sanddornmilch zu trinken und aufs Meer zu schauen und wenn dann die Zeit reif ist gemütlich zum Hafen schlendern. Wir bewegen uns noch ein bisschen zum Eisbärenlied (manche Wiederholungstäter können ganze Tänze dazu aufführen), singen "An der Nordseeküste, klatsch, klatsch, klatsch, klatsch..." - und dann gehts los.
Es ist soweit: Nordseelauf 2016 und ich dabei - bin so gespannt! Alle sieben ostfriesischen Inseln an sieben Tagen im Laufschritt entdecken - wann hat man dazu schon die Gelegenheit. Es gilt jeden Tag eine Runde auf der Insel zu drehen, die kann wie heute auf Norderney schon mal 13,1km lang sein, auf Wangerooge sind es nur 9,4km. Gestern angekommen, habe ich im Gästehaus Norden eingecheckt, dann gings ab zur Infoveranstaltung. Im Bus lerne ich Sabine und Christa kennen - wir haben uns erst mal entspannt ein Fischbrötchen am Hafen gegönnt - das muss sein! Dann die Startnummernausgabe, wobei ich feststellen musste, dass es auch hier meinen Namen tatsächlich noch einmal gibt, eine lockere Infoveranstaltung und ab in den Bus zurück, noch mal ausschlafen. Jetzt, wo es gleich losgeht bin ich doch aufgeregt. Es wird eine ganz neue Erfahrung werden: Rennen und gleichzeitig den Lauf in Bildern festhalten - das verspricht spannend zu werden. Und ich freu mich auf das Meer, die Weite und die salzige Luft.
Das Teufelsmoor. Letztes Mal hatte ich Glück, dieses Mal waren mir die Wege noch versperrt, erst am 15. Juni werden die Holzplanken wieder von Menschen betreten werden. Dafür war ich aber genau richtig für die Wollgrasblüte und die ist wirklich sehenswert: Über das ganze Moorgebiet erstrecken sich die Felder aus unzähligen Wattebäuschen, die sich auf dünnen Stängeln im Wind wiegen. Was ich nicht wusste: Direkt vor Fischerhude in Quelkhorn befindet sich noch ein kleines Moorgebiet, das Quelkhorner Moor. Eine ganz eigenartige Stimmung war dort am Abend. Erst geht es durch ein kleines Wäldchen, dann steh ich vor einer Ebene und bin ganz nah am Moor.
Ein Chembongo - nie gehört. Ein Wackelstein im weitesten Sinne und doch viel mehr. Ein philosophisches Spielzeug, dessen Erschaffer verspricht, dass es die Öffnung der Wahrnehmung spontan und wirksam herbeizuführen vermag. Einmal angestoßen dreht sich das Stück Holz oder Metall immer in die Richtung die ihm vorgegeben ist. Ich habe Jack Mankiewicz während des Kulturspaziergangs in einem schönen Bremer Haus getroffen. Er ist Designer und hat diesen wunderbaren "Zauberstab" zum Leben erweckt. Aus den gewohnten Denkstrukturen heraustreten und gewohnte Abläufe aus anderen Perspektiven betrachten - das soll auch Führungskräften nützlich sein. Mich hat es fasziniert und ich wollte das Chembongo aus Schlangenholz immer nur anfassen, drehen... und am liebsten mitnehmen.
Mein Fischerhude,
manche würden sagen, Du bist zu idyllisch, zu grün, zu niedlich, zu klein, zu unbelebt, etwas zu schön, vielleicht ein bisschen langweilig, beschaulich und einseitig.
Gut. Vielleicht. Aber warum eigentlich nicht?
Maastricht - nur 1,5 Stunden weg von Köln - da bietet sich doch ein Kurztrip an. Als ich am Freitag mittag ankomme, ist grade Wochenmarkt auf dem großen Platz vor dem Rathaus. In dem Getümmel höre ich französisch, englisch, holländisch und deutsch - Sprachfetzen eines quirliges Miteinanders in einer multikulturellen Stadt. Ich denke, dass eine Runde um die Altstadt nicht schaden kann, esse noch einen Kibbeling und flaniere los. Im Café vor der alten Stadtmauer überlege ich noch, ob ich schon den ersten Stop einlegen soll, weil es so ruhig ist da und die Sonne lacht...