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im nomadenjahr - abschied von kerteminde

Die Insel macht es mir wirklich schwer zu gehen: Am letzten Tag gibt die Sonne was sie kann und ich drehe eine letzte Runde um den Kopf der Insel, die ich jetzt in zwei Wochen wirklich in mein Herz geschlossen habe. Ich gehe noch einmal durch Kerteminde, sage dem Hafen "tschüss", esse die leckere Spezialität vom Bäcker, deren Name mir absolut nicht in den Kopf will und schaue dem ruhigen Treiben am Renaissancehafen zu.

Mit Ulla zusammen besuche ich Karl "Krölle" Nielsen. Seinen Spitznamen "Krölle" verdankt der ehemalige Lehrer seinen wilden Locken. Ich war von den Illustrationen im Kerteminder Kochbuch so begeistert, dass ich unbedingt den Künstler selber kennen lernen will. Und er ist wirklich ein Künstler auch wenn er das selber gar nicht so gerne hört. Unverkennbar ist dies als wir zu seinem Haus am Hafen von Kerteminde kommen: Der Briefkasten trägt seine Handschrift genauso wie der Eingang des alten Fischerhauses. Karl ist ein echter Kerteminder, geboren im Haus nebenan und mit Herz und Seele entflammt für die Insel. Schriftmaler hat er einmal gelernt, die Werbetafeln und Schilder in der Stadt von Hand gemalt. Später hat er 39 Bücher herausgebracht, mit Geschichten von Kerteminde, handgemalten Illustrationen, die meisten für Kinderaugen. Er schenkt mir das 39. Buch, signiert es mir in schöner Schrift. Ich kann es nicht lesen, aber durch die Bilder verstehen. Das 40zigste ist gerade in Arbeit - um die Evolution wird es gehen. So ein kleiner Lehrauftrag für die Kinder ist immer dabei, da kommt eben der jahrelange Schuldienst durch. Wir essen Ullas selbst gebackenen Kuchen und Karl zeigt uns sein Haus. Es ist vollgestopft mit seinen Arbeiten: Ein Fisch aus Pappmaschee und alten Gardinenringen, Gemälde mit Kerteminde-Motiven, ein Marterpfahl, ein Knurrhahn - immer mit einer Prise Humor dabei.

Von seinem Haus aus können wir die Jungs beobachten, die reihenweise von der Brücke springen - eine Mutprobe und so üblich hier in Kerteminde. Wir gehen zurück zu Ullas Haus, Karl kommt mit den Würsten - wir wollen grillen. Ein Abschiedsessen für mich und ich bin gerührt. Karl hat mir ein Buch über Kerteminde mitgebracht, von Emilie, dem Fotografen - das ist so nett.  Auf dem Steg essen wir mit Blick aufs Wasser, trinken Wein, machen das Abschiedsfoto und ich bin etwas wehmütig: Diese kleine beschauliche Stadt Kerteminde wird mir fehlen, ihr Hafen an dem ich so gerne war, die sonnig gestrichenen Fischerhäuser und noch vieles mehr. Ich werde die Menschen vermissen, diese selbstverständliche Gastfreundschaft und die freundlichen Gesichter auf der Straße, welche mich anlachten, weil sie es lieben hier zu leben.

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