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Wilde Heimat Brandenburg

Im Camp am Ellenbogensee bei Wesenberg gibt es zur Begrüßung Kaffee und libanesischen Orangenkuchen. Niek und Marianna, das immer freundliche Holländerehepaar, entdeckten den Campingplatz vor zwölf Jahren während einer Fahrradtour, waren von der Natur und Stille begeistert und beschlossen, einfach hier zu bleiben. Ruhe und Familienfreundlichkeit sind ihnen wichtig und so werben sie unter anderem mit "schlechtem Handyempfang, Sternenhimmel und Begegnungen." Dauercamper dürfen nur mit Kindern auf den Platz und ab zehn Uhr abends herrscht Stille am Ellenbogensee. Hier gibt es keine Verbotsschilder, keine Rezeption, aber ganz viel Platz und Natur.

Noch sieht es wild aus, auf dem Gelände des ehemaligen Faserstoffwerks an der Siggelhavel, doch bis zum nächsten Jahr wird dieser Platz die "Wilde Heimat" für Wassersportbegeisterte und Abenteurer sein. Kirsten und Martin planen einen Campingplatz mit Wildnissschule,  Floß-, Kanu-, und Fahrradverleih, Natur- Spielplatz und Zeltwiese. Eins werden mit der Natur und Spaß haben sollen alle, die hierher kommen. Einen Zeltplatz mit Feuerstelle gibt es, schon dieses Jahr kann man hier campen und mit Kanu und Floß in See stechen. Das 9,5 ha große Gelände soll sich organisch entwickeln und nie eine Baustelle sein. Dafür sorgt ein gut durchdachtes, buntes Konzept, das die beiden erfahrenen Touristiker für das Natur-Abenteuer "Wilde Heimat" entwickelt haben.

Wir sind auf der "Frederike" und gleiten mit 3 km/h auf der Siggelhavel Richtung Himmelpfort. Das Floß haben Kirstin und Martin selbst entworfen und mit befreundeter Zimmermannnshilfe gebaut. Die drei Flöße der "Wilden Heimat" heißen so wie die drei Töchter der Sinnigs - Linda und Beere liegen noch im Hafen. Schlafgelegenheit, Toilette und Kochgelegenheit sind vorhanden, sogar ein kleiner Gemüsegarten hängt in Töpfen am Dach. Im Holzstuhl sitzend oder liegend auf dem Dach schauen wir den Paddlern und Hausbooten zu, die langsam vorbei ziehen. 

An einer verschwiegenen Stelle legen wir an, laufen einen Trampelpfad durchs Grün und stehen vor dem gedeckten Tisch bei "Frosch und Fisch" in Himmelspfort. Nach dem Landgang geht es von dort mit dem Kanu und Kajak weiter über die Wöblitz und mit Halt an der Vogelstation in Richtung Lychen. 

Als wir in den Holz-Ferienhäusern im Park Brennickenswerder einchecken wird es schon Abend. Die Schnacken stehen am Meilensee in den Startlöchern und das Grillgut brutzelt auf dem Schwenkgrill. Ronny dreht die Steaks um und Alexandra stellt Salate auf den Tisch. Die beiden sind aus der Stadt aufs Land geflohen und haben sich mit dem Ferienhaus-Park einen Traum verwirklicht. In Ferienhaus oder Ferienwohnung kann man hier nächtigen, direkt am See, mit Sandstrand und Badesteg. Wer dann nachts am Lagerfeuer sitzend in den Sternenhimmel schaut, will nicht mehr weg von hier.

In der Tornower Mühle wurde gestern eine Hochzeit gefeiert, die Hochzeitsgesellschaft sitzt noch an der langen Tafel im Freien und frühstückt. Christoph Schneider hat die ehemalige Wassermühle zusammen mit dem Vater zwei Jahre lang restauriert und sie zu einem schmucken Kleinod mit Restaurant und Pension werden lassen. Im angrenzenden Hofladen gibts viel Regionales und seit kurzem hat sich auch eine Kaffeerösterei dazu gesellt.

Niemand will jetzt eigentlich noch weg, aus den Liegestühlen in der Sonne, doch es geht weiter kräftig in die Pedale tretend auf dem Berlin-Kopenhagen-Radweg, weiter in das wilde Brandenburg.

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