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im nomadenjahr - eine liebeserklärung

Mein Fischerhude,

 

manche würden sagen, Du bist zu idyllisch, zu grün, zu niedlich, zu klein, zu unbelebt, etwas zu schön, vielleicht ein bisschen langweilig, beschaulich und einseitig.

 

Gut. Vielleicht. Aber warum eigentlich nicht? 

 

Ich mag Deine großen Eichenbäume, die Reflexe und Schatten zaubern, Deine schmalen Wege an der Wümme mit den Brücken und Bänken von denen aus ich Pferden und Kühen beim Grasen zusehen kann. Die eine ganz besondere Bank, die man nur findet, wenn man einen Tipp bekommt. Und ich liebe es, wenn ich dann abends von einer anderen Bank aus dem Gitarrenspiel eines Mannes zuhören darf, der auch diese verwunschene Bank gefunden hat.

Ich liebe diesen kleinen Ort, weil der Schuhmachermeister noch die Schuhe durchs Fenster annimmt und die Mangelfrauen an der Tafel ihrer kleinen Hütte verzeichnen, wer wann dran ist. Ich mag diese alten reetgedeckten Häuser, vor denen Hühner frei rum laufen oder eine Entenfamilie, die sich bis hierher verirrt hat. Ich mag den Fahrradverleiher, der gern mit mir klönt und dass ich mir an jeder Ecke aus den kleinen Verkaufsständen Eier, Marmelade oder Kartoffeln holen kann, wenn ich etwas brauche. Und ich liebe natürlich mein "Café Rilke", das schönste Gartencafé dass ich kenne, mit einer Schmandtorte, welche mich die Augen beim Genießen schließen lässt.

Ich liebe es, auf das weite Land zu blicken, nichts außer einem vor Liebe verrückten Vogel schreien zu hören und den schafgarbegesäumten Weg immer weiter zu rennen auch wenn ich nicht weiß, wie lange es noch bis zum nächsten Dorf ist. An meinem Lieblingshaus an der Weide vorbei bis zum kleinen See, wo ich die Füße kühle.

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