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sieben tage-sieben inseln - baltrum

Baltrum, Distanz 10,6km, Start auf dem Dorfplatz, "Dornröschen-Lauf"

5:00 Uhr morgens, es ist noch dunkel, der Wecker klingelt, mein Lunchpaket steht vor der Tür. Die Packstrategie hat sich bewährt, also lasse ich alles beim Alten. Der Bus fährt um 6:00 Uhr ab und dies ist wieder mal ein Erlebnis: Adalbert sucht den Knopf für die Türöffnung, weiß nicht so recht wohin und fährt mit beschlagener Scheibe ins Ungewisse - aber wir kommen sicher  am Hafen an. Der Tidenhub ist schuld, dass wir nach einer halben Stunde mit dem Schiff schon um acht in Baltrum ankommen. Erst einmal ein Cappuccino - die Cafés haben extra für uns diesen Sonntag früher auf. Baltrum ist so ruhig, man sieht niemanden und dann fallen plötzlich 600 bunte Männlein und Weiblein ein - fast tun mir die Insulaner und Urlauber leid. Vier Stunden Zeit bis zum Start, ich gehe zum Strand. Herrlich ruhige Stimmung auch bei Regen oder grad deswegen. Kleine Runde durch den Ort. Die evangelische Kirche ist putzig, die Katholische rund und verleiht im Sommer den Blick in den Himmel. Viele Läufer verkriechen sich, entweder unter einer Decke im Strandkorb oder im Café. Dann Motivations-Musik, Aufwärmen. Dominik lockt mit coolen Sprüchen und Bewegung tatsächlich wieder die gute Laune aus uns raus und in die Beine - nach der obligatorischen friesischen Nationalhymne sind wir startklar.

Los. Es geht am Wasser entlang, aus dem Dorf raus. Bunte Läufer schlängeln sich durch grüne Wiesen wie ein Laufband aus bunten Punkten. Wir laufen heute zweimal die gleiche Runde. Mein Plan war, mir bei der ersten Runde alles anzuschauen und dann bei der Zweiten zu fotografieren - ist kläglich gescheitert. Langsam wird es schon zum Running-Gag (Achtung Wortspiel!) wenn ich wieder mal die Gleichen überhole. Es regnet wieder mehr. Der Weg wird weicher, die Karnickelfallen drohen. Aber kein Thema, alles wunderbar orange umsprüht - ohne Verluste geht es weiter. Wir werden richtig gut angefeuert und es geht durch die Dünen, zwischen Holunderbüschen vorbei aufs Ziel zu. Meine Beine sind zwar schon müder, ich kann aber zum Schluss noch mal spurten und hab viel Spaß am Run. Nach der Platzierung schau ich heute schon gar nicht mehr, nach jeder Menge Eistee und Banane hol ich den Rucksack ab und mach mich auf den Weg ins Jugendheim zum Duschen.

Wie praktisch: Gleich neben der Dusche ist der "Strandladen". Eigentlich will ich nur ein Bier für den Durst doch dann kommt noch ne Fischfrikadelle dazu. Ich laufe zum Strand runter, ziehe die Schuhe aus und spüre das warme Wasser, den Sand und die Muscheln unter meinen Füßen. Ich geniesse. Auch die Meerluft und auch das Gehen, ja. Will noch mal zu den Holunderbüschen der Laufstrecke und finde die Aussichtsdüne und das "Café Kluntje". Irgendwie verbringe ich hier zwei Stunden bei friesischer Himmelstorte, Ostriesentee und einem guten Gespräch mit Anke, die gerade hier Urlaub macht und Baltrum als "meine Insel" bezeichnet. Sie sagt, dass Baltrum erst auf den zweiten Blick geliebt wird und da hat sie sicherlich recht. Auch ich kann spüren, dass man sich hier auf dem kleinen Eiland in Ruhe gut wohlfühlen kann. "Herr Kluntje", der Neffe von Tan't Leni, die hier früher gewohnt hat, macht noch ein Bild von mir mit sprechendem Bär im Omasessel. Es war so heimelig dort, dass ich schon deshalb wieder auf die Insel kommen würde.

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