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im nomadenjahr - robinsoninsel romsoe

Kerteminde am Morgen: Ich muss noch ein wenig mit diesem schönen Strand protzen, der so seicht ins klare Wasser abfällt. Am Yachthafen strahlen die Boote in der Sonne, Amanda, das Wahrzeichen von Kerteminde schaut versonnen zu den alten Fischerhäusern rüber und in der Stadt kündigt sich das Kirsebaerfestival am Wochenende an. Ich sitze am Hafen, warte auf das Boot nach Romsoe und schaue dem Fischer zu, der wie für mich bestellt, Plattfisch filetiert und Meerforellen ausnimmt. Als er den Abfall ins Wasser wirft, streiten sich die Möwen um die Beute. Unser Boot kommt etwa eine Stunde später, aber das macht hier in Kerteminde überhaupt nichts - man hat Zeit.

Das erste was ich von Romsoe sehe ist ein grüner Hügel. Wir legen an dem kleinen Steg an. Kein großer Hafen, keine Menschen, nur wir acht vom Boot. Was mich sofort fasziniert sind diese Farben, dieses Licht, dieses strahlende Grün. Ich kann mir nicht erklären, was hier anders sein soll. Muss es aber wohl, denn schon die Maler kamen von Fünen hierher. Seit 1996 ist die Insel unbewohnt. Sie misst etwa 100 Hektar und man kann die 2,3km rundum locker in einer halben Stunde laufen. Ursprünglich hatten die Engländer Romsoe mal gekapert, weil da so schön viel Holz war, welches sie für ihre Leuchttürme brauchen konnten. Der letzte Einwohner der hier lebte hatte 13 Kinder mit seiner Frau, sie ernährten sich vom Fischfang und dem was sie anbauten. Eine zusätzliche Einnahmequelle war die Prämie, welche er von Fünen bekam, wenn er eine mögliche Irrfahrt eines Schiffes meldete - das konnte er von der Insel nämlich prima beobachten. Das alles und noch mehr hat mir Bo Andersen erzählt. Er schippert die Touristen mit einem kleinen Boot zweimal in der Woche auf die Insel, so dass der Andrang glücklicherweise überschaubar bleibt. Bo zeigt mir auch die acht im Wald versteckten Häuser, die jetzt nur noch besonderen Gästen als Feriendomizil dienen, Normalsterbliche dürfen hier nicht urlauben. Schade eigentlich, denn Romsoe ist wirklich wunderschön. Aber vielleicht auch gut so, denn dann wäre der Zauber wahrscheinlich dahin. Obwohl jetzt ein paar Menschen auf der Insel sind, kommt es mir vor, als wäre ich alleine da, nur zusammen mit ein paar Dammhirschen, die hier frei umherlaufen und sich ab und zu blicken lassen. Als es zurück geht bin ich ein wenig wehmütig - ich wäre gerne einfach hier geblieben. Romsoe hat mich wohl ein wenig verzaubert.

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