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Kullaleden - Etappe 3

Kullaleden-Trail

Er ist einer der zwölf Leading Quality Trails in Europa und liegt am südlichsten Zipfel Schwedens - der Wanderweg Kullaleden. Der Trail ist Teil des Skaneleden SL5, 70km lang und führt um die Halbinsel Kullen.  Nach dem Veldenzweg in der Pfalz und der Oberpfälzer Zeugenbergrunde geht es nun für uns zum Etappen-Wandern in den Norden Europas. 


Etappe Drei:

Arild- Utvälinge

20,1km

 

Der Tag beginnt mit einem schönen Blick aus dem Fenster und einem guten Frühstück. Ich könnte noch mehr essen, weil es noch so viel zu probieren gäbe, aber es passt nichts mehr rein. Wir fragen die Wirtin, ob wir eine Flasche Wein zum Mitnehmen kaufen können, schließlich sind wir auf einem Weingut. Doch sie schüttelt nur bedauernd den Kopf: Alkohol über 3,5% darf in Schweden nicht verkauft werden, ausgeschenkt ja. Die einzigsten Verkaufsstellen sind die "Systembolagets". Dann soll es also nicht sein und wir ziehen los, wieder 1,5km zurück zum Beginn unserer Etappe am Hafen in Arild.

Auf dem Weg nach Skäret geht es mit starkem Wind an der Küste entlang. Immer wieder  Dörfer mit einem kleinen Hafen und an den Felsen blüht der Fingerhut. Manchmal sieht es so aus, als hätte jemand einen Garten angelegt, so perfekt ist die Gestaltung der Natur. Dann steigen wir hoch, schauen runter auf das brausende Meer, sehen Surfer, die sich in die Wellen wagen wollen. Durch Heidelandschaft und abgeblühte Maiglöckchenfelder geht es wieder runter an die Küste und durch eine Schafherde, die hier mir direktem Blick aufs Meer im Schlaraffenland lebt.

In dem kleinen Dorf Skäret stehen auch moderne Häuser und schauen aufs Meer. Ich werde nicht schlau daraus, ob sie als Feriendomizile oder Langzeitbleiben genutzt werden. Der Weg führt wieder durch Wald, auch hier sind schmucke Häuschen versteckt. Dann wandern wir mit grandiosem Panorama am Hang entlang - es ist einer der schönsten Abschnitte des Weges bisher.  Am ehemaligen Steinbruch blühen die Seerosen, der See kommt unvermutet und bietet am Ufer ein Platz zum Grillen. Svanshall hat ein Restaurant, aber auch das sieht zu aus, überhaupt begegnen uns kaum Menschen auf diesem Stück des Kullaleden.

In Jornstorp machen wir Pause mit Blick auf das schaumgekrönte Wasser, das Geräusch der Wellen begleitet unser Ausruhen. Praktischerweise gibt es hier in jedem Ort, meist am Hafen, manchmal aber auch am Ortseingang, öffentliche Toiletten.  Ein Horde Schulkinder sitzt am Hafenbecken, ihre Schwimmwesten leuchten orangerot. Als sie zurück in die Schule aufbrechen wird es mit einem Schlag ganz ruhig. Jetzt sind es noch 11 Kilometer bis zum Ziel in Utvälinge.

Auf dem Weg nach Farhult geht es erst durch Pinienwälder am Strand entlang, dann erscheint wieder ein riesiges Naturschutzgebiet, das sich über die Ebene erstreckt. Kein Baum, kein Strauch. Der Umweg, den wir deswegen in Kauf nehmen müssen ist genauso groß und führt uns teilweise über das Weidegebiet der Kühe, dann über eine Hängebrücke und zu einem ehemaligen Schießstand. Am Weg findet sich dort auch eine Schutzhütte, die Platz für mindestens 20 Personen bietet, Grillkohle inklusive.

Farhult hat einen sehr schönen Sandstrand, wir ziehen die Schuhe aus und laufen im weißen Sand. Kein Mensch ist zu sehen, das Dorf wie ausgestorben. Scheinbar ist unser Zeitpunkt Mitte Juli gut gewählt und die Massen haben den Strand noch nicht erobert. Als wir das Dorf verlassen, sehen wir eine Kirche im Niemandsland - der Glockenturm will nicht so recht zum Rest passen. In der Ferne sind Kühe auf der Landzunge zu beobachten und wieder breitet sich eine Ebene vor uns aus. Alles ist so ruhig, nur der Wind braust um uns herum.

Endspurt nach Utvälinge. In Norra Häljaröd stoppen wir noch einmal, um uns im hübschen Café Albertsgarden mit Süßem zu stärken. Wir sind alleine dort und bekommen viererlei süße Teilchen und einen Kaffee aus dem Pot - herrlich! Wir sitzen im Innenhof, die Sonne scheint, wir strecken die Füße aus, wissend, dass jetzt nur noch 1,3km zum Ziel vor uns liegen. Dann laufen wir in Utvälinge ein, Ernüchterung macht sich breit: Und jetzt soll plötzlich alles rum sein? Wenn meine Blasen nicht wären, ich könnte noch Tage an der Küste so weiterwandern. Nie war es langweilig, nie haben wir gewusst, was uns erwartet, wenn wir um die nächste Ecke biegen. Der Weg war abwechslungsreich und landschaftlich wunderschön. Es gab Passagen im Sand, an der Küste, über Felsen, durch Dörfer, meist auf Wiesenpfaden ohne einmal an der Straße laufen zu müssen Ein sehr gut beschilderter Trail, der das Prädikat "Leading Quality Trail" wirklich verdient hat. 

Der Rückweg mit Bus und Bahn nach Helsingborg ist reine Formsache.

In Helsingborg angekommen reicht es nur noch für einen Einkauf im Supermarkt, um typisch schwedisch zu cornern, dann fallen wir in die Koje und pflegen die Füße. Unser Rückweg am nächsten Morgen geht dieses Mal über Dänemark mit der Fähre nach Helsingor und dann weiter über die Insel Fünen. Dieser Weg hat Lust gemacht auf weitere "Leading Quality Trails" (da gibt es noch einen in Portugal...) oder aber weitere Teile des schwedischen Skaneleden-Weges zu gehen.

Fazit: Ich würde wahrscheinlich das nächste Mal versuchen nach Malmö zu fliegen und dann mit der Bahn nach Helsingborg zu fahren, denn der Weg über die Brücken und mit dem Schiff ist nicht nur sehr zeitintesiv, sondern auch teuer (Schiff und Brückenmaut ca. Euro 140,-- auf beiden Wegen). Und ich empfehle ihn wärmstens allen Möchtegernwanderern.

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