Gibt es e i n Bild für Bremerhaven? 

Nein, denn die Hafenwelt hat ganz viele Gesichter. Nur eines ist sicher: Wenn die Möwen schreien, weiß ich, dass ich am Meer angekommen bin. Und wenn ich aus dem achten Stock des Hotel Atlantic Seal City schaue, den Wind und die Geräusche des Hafens höre, spüre ich das Fernweh in mir.

Es geht um Auswandern und Ankommen, um einen Hafen, der zu einer Stadt gehört, die 60km weiter weg liegt und das Niederfallen und Wiederaufbäumen. Bremerhaven hat eine Geschichte zu erzählen.

Es riecht nach gebratenem Fisch. Immer. Die ganze Zeit, während uns Gisela Fischer von der Erlebnis Bremerhaven durch den Fischereihafen führt. Im Schaufenster Fischereihafen geht es los, da heißt es lecker Fisch kucken, kaufen und essen. Im Seefischkochstudio nebenan finden Kochshows und Kochkurse statt. Sie erzählt, dass es noch einen Fischer gibt, welcher die Krabben frisch vom Kutter verkauft und zeigt auf die Bude am Hafen. Wer wie wir das Glück hat, über das riesige Gelände geführt zu werden, schaut durchs Fenster beim Filetieren zu und kann die Fischstäbchen übers Band laufen sehen. Apropos Fischstäbchen: Das Fischstäbchen wurde in Bremerhaven normiert und ist idealerweise 6,5cm lang, 1,5cm breit, 1cm dick und 30g schwer. Die Bremerhavener müssen es wissen, schließlich ist ihre Stadt die heimliche Fischstäbchenhauptstadt.  www.bremerhaven.de

Willi Ohle hat mit den Fischreliefen die Türen einer Packhalle verschönt. Der Künstler aus Worpswede wollte die tristen Fassaden etwas beleben. Und so geht es vorbei an den Packhallen, in denen heute immer noch Fisch verarbeitet wird, über die Eisproduktionshalle von Nordfrost, bis zu Frosta und Iglu, wo sich der Bogen zum Fischstäbchen wieder schließt. Und immer noch riecht es nach Fisch. Wer es nicht mehr aushält, hat im Fischereihafen genügend Möglichkeiten, den aufkommenden Appetit zu stillen. 

Wir stillen unseren Hunger auf Fisch direkt auf dem Kutter "Klipfisch". Ganz unkompliziert holt man sich Backfisch und Bier direkt an der Theke und sitzt an Holztischen mitten im Hafen.

Ich heiße Johanna Ostermann und wandere von Hamburg nach Buenos Aires aus. Den Boarding Pass habe ich im Deutschen Auswanderer Haus in den Hafenwelten bekommen. Mit den anderen Auswanderern stehe ich am Kai und blicke in eine ungewisse Zukunft. Hafengeräusche sind zu hören, das Wimmeln vieler Stimmen. Dann das Tuten zur Abfahrt. In dem Raum mit unzähligen Holzschubladen finde ich auch meine Biographie und höre in andere Auswanderschicksale hinein. Dann sind wir auf dem Boot. In der Kabine, welche ich mit einer Familie teile, ist nicht viel Platz. Ein Huhn gackert. Jemand hustet. Die Kinder schlafen. Wenn ich aus dem Bullauge schaue, sehe ich das Meer und die Wellen.

Wir kommen in Ellis Eiland an, werden registriert, überprüft. Die Central Station von New York sieht täuschend echt aus. Auch hier höre ich die vertrauten Geräusche des Bahnhofs. Jetzt soll nun alles besser werden - aber wohin jetzt?

Die interaktive Führung durch das Deutsche Auswandererhaus ist absolut sehenswert und ein Muss in den Hafenwelten. Diese  sind erst im Jahr 2000 entstanden und das Herzstück von Bremerhaven. Wer das Glück hat, im Hotel Atlantic Seil City zu wohnen, ist in ein paar Schritten im "Klimahaus 8Grad Ost", im "Zoo am Meer" oder im "Deutschen Auswandererhaus". Wir besuchen das Gatehaus von Eurogate auf dem Container Terminal, dürfen allerdings nicht auf das Gelände. So schauen wir vom achten Stock auf die längste Stromkaje der Welt und sehen die "Giraffen" die Container hin und her bewegen. Einen richtig guten Überblick hat man vom Container-Aussichtsturm zwischen Nordschleuse und Verbindungshafen, dieser ist 24 Stunden geöffnet.

Die letzte Kneipe vor New York in der Nähe der Lloyd Werft, ist wirklich ein Unikat: Hier im "Treffpunkt Kaiserhafen" haben die Seeleute allerhand Schiffsrequisiten zurückgelassen, wenn sie die Zeche nicht zahlen konnten. Auf den Tischen ist alles Schiff und eine Seejungfrau blickt sehnsüchtig in die Ferne. Die Fischsuppe wird empfohlen, doch wir essen Fischteller und Labskaus, das ist auch gut. Die Kneipe ist wohl bei Touristen ziemlich bekannt, hat sich aber ihre Ursprünglichkeit bewahrt.

Ein Bilderbuch-Sonnenuntergang ist uns nicht vergönnt, aber die Aussicht von der Panorama-Plattform des Atlantic Sail ist trotzdem gigantisch - man sollte die drei Euro Eintritt investieren. Von hier oben sind die Ausmaße von Bremerhaven nur zu erahnen. Später, im Hotelzimmer, schaue ich auf die erleuchtete Promenade und denke darüber nach, ob ich noch einmal nach Bremerhaven kommen werde. Ja, ich werde wiederkommen.