Aachen hat viel mehr als den Dom. Aachen hat "King Loui", die Aachener Campuskatze. Die besitzt nämlich inzwischen eine eigene Facebookseite. Ich bin ihm leider nicht begegnet, wahrscheinlich hat er sich wieder in den Hörsälen der Uni rumgetrieben, wo er ständig von den Studenten gestreichelt wird. Diese und noch ernsthaftere Geschichten hat mir Sabine Sturz während einer Stadtführung von Stadtbekannt & Co erzählt. So zum Beispiel auch viel vom großen Karl, der die heißen Quellen in Aachen entdeckt hat (was die Römer vor ihm schon lange wussten) und die Stadt mit Dom und Kurbauten rausgeputzt  und zu Reichtum gebracht hat. Die alten Römer sind hier auch allgegenwärtig: Immer wenn etwas abgerissen wird, ist ein Archäologe dabei, denn man weiß nie, ob man vielleicht wieder eine ehemalige Badeanstalt, Gebrauchsgegenstände oder ein paar alte Knochen aus dem römischen Reich findet.

Doch zuerst kaufe ich mir einen "Poschweck", denn es ist Ostern und dann gibts die leckeren Rosinenbrötchen überall. Übrigens: Ich werde die Aachener nie verstehen: Posch heißt Ostern und "Klenke" sind die Finger. Auch das weiß ich erst nach der Stadtführung - man sollte eine Übersetzungsapp haben... Am Fischmarkt beginnt die Führung, dort haben früher die Marktfrauen den Fisch direkt aus der Pau geholt und verkauft - frischer als aus dem Fluß gehts nimmer. Und wer glaubt, das Manneken Piss habe sich hierher nach Aachen geschlichen und zur Tarnung zwei Fische in die Hand genommen, der irrt: Die Aachener sind verdammt stolz auf ihr eigenes Menneken Fisch, das "Fischpüttelchen", welches aber in etwa die gleiche Größe wie der Bruder aus Brüssel hat.

An der Mauer ist die Pilgermuschel zu sehen - der Jakobsweg geht durch Aachen und sich scharf um die Ecke biegend, steht man auch schon direkt im Domhof. Das Innere des Doms hat mich umgehauen: Die byzantinischen Mosaiken an den Deckengewölben erinnern mich an orientalische Muster und der achteckige Bau in der Mitte, das Oktogon, ist ungewöhnlich und beeindruckt mich. Weiter geht es durch die Straßen zur Elisenquelle. Der Geruch nach Schwefel kündigt die Quelle an und wer mutig ist, nimmt einen Becher voll Heilwasser. Danach sollten jedenfalls alle Schwermetalle aus dem Körper verschwunden sein. Dass auch etwas Arsen darin enthalten ist, hat uns Frau Sturz erst nach dem Wassertest erzählt... Überhaupt hat Aachen unheimlich viele Brunnen, manche erzählen vom Lauf des Geldes, an anderen kann man Figuren bewegen oder sich von einem gar fürchterlichen Untier erschrecken lassen. Was nicht fehlen durfte, war ja ein Abstecher zur Schokolade, wenn wir hier schon so nah an Belgien sind. Ein Apotheker war es, der die Schokolade aus Italien nach Aachen gebracht hat. Als er die Menschen probieren ließ und merkte, wie diese glücklich und geheilt zu ihm kamen, hat er die süße Medizin gleich mal auf Rezept verordnet. Aber eigentlich sind es ja die Printen, für die Aachen in aller Munde ist, die gibts hier auch an jeder Ecke und in allen Variationen. Was mir an Aachen aber am besten gefällt, sind die kleinen Höfe, die überall zu finden sind. Von hohen, schmalen, Häusern aus allen Epochen umrahmt, bilden sie Plätze, die mich an Italien erinnern. Beim kleinsten Sonnenstrahl - was ja in Aachen wohl selten ist- werden die Stühle raus gepackt und man genießt das Leben.

Wer dann noch eine Runde in der Luft um Aachen drehen möchte, kann dies hoch oben im Aachener Drehturm Belvedere am Lousberg tun. Sonntag morgens wird dort in 35 m Höhe mit Blick auf die Eifel luftig gebruncht. In Vaals, etwa 5km von Aachen entfernt grenzen schon die Niederlande und Belgien an Deutschland und wer einmal gleichzeitig auf drei Länder blicken möchte, fährt zum Drielandenpunt, erklimmt den Aussichtsturm über durchsichtige Stufen und lässt sich ganz oben angekommen den Wind um die Nase wehen. Zurück in Aachen ist dann auch wieder das Gleichgewicht im Lot und es ist Zeit für  Kaffee und Kuchen im "Café Hase" in Frankenberg. Das Viertel mit schönen Gründerzeithäusern liegt im Osten von Aachen und ist einen Abstecher wert. Ich bin dann auf Empfehlung und zum Essen zu "Mamma Thai" in die Pontstraße, welche man einmal von Anfang bis Ende gesehen haben sollte, geschlendert. Papa Thai ist das Pendant mit Sushi und liegt schräg gegenüber. Hier treiben sich die Studenten rum, wie auch im "Café Kittel", des Sommers im Biergarten. Was wirklich Hochprozentiges kann man im "Grotesque" zu sich nehmen: Die Absinth-Bar mit tiefen, grünen Clubsesseln läd auch schon gelegentlich dazu ein, in andere Rollen zu schlüpfen...Apropos schlüpfen: Ins Oma-Bett gefallen bin ich nach nächtlichem Streifzug durch die Stadt im "Bensons". Das kleine Hotel liegt zentral, hat ein gutes Frühstück und nachtblaue Wände.