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Kapstadt und der Sommer im Winter

An meinem Geburtstag will ich auf dem Tafelberg sitzen und dabei die ungeliebte Jahreszahl vergessen - das ist der Plan. South African Airlines bringen uns ab Frankfurt zuerst nach Johannesburg, schlaflos und mit dicken Beinen. Zehn Stunden Flug, es ist eng, der Kopf sackt immer wieder auf die Seite. In der Nacht sind unzählige Sterne am Himmel und unten nur ein paar winzige Flecken zu sehen, wahrscheinlich sind wir gerade über der Wüste, denke ich noch. Dann wird es hell - der Sonnenaufgang über den Wolken ist unvergleichlich.. 

Nach zwei weiteren Stunden sind wir flugmüde in der Sonne, in Kapstadt. Das, was zuerst bei mir ankommt, sind die Wärme und der Wind in meinen Haaren. An die "zwanzig Grad wärmer als in Deutschland" gewöhne ich mich gerne. "Hey guys - how are you?" Der Taxifahrer ist ein Farbiger, die Fahrt in die Stadt rasant. Die Townships rauschen rechts und links der dreispurigen Autobahn vorbei, Satellitenschüsseln hängen an den Blechhütten. Die quirlige Linda ändert die Pläne und bringt uns in ihrem kleinen Auto ähnlich schnell nach Sea Point in unser neues Apartment. Doch vorher muss sie stoppen, Wasser und den Schlüssel holen, für die Umstände gibt es eine kleine Stadtführung. Wir rasen die Hügel rauf und runter, an schicken Villen vorbei. Das Meer und der Strand tauchen immer wieder kurz in den Häuserlücken auf, Linda hat es eilig, sie hat noch einen Termin. Das elektrische Tor geht auf, die Fenster des langen Backsteinhauses schauen aufs Meer. Die Tür zum Apartment liegt hinter einem Metallgitter, die Wohnung ist groß und hat Meerblick. Die Eigentümerin, " a make-up artist" wie Linda sagt, ist viel unterwegs und vermietet ihre Wohnung in der Zwischenzeit. Überall sind große Spiegel und links vor dem riesigen Fenster eine Kuschelecke - jeden Morgen werde ich von hier den Paraglidern zuschauen, wie sie aufs Meer zufliegen.

Am nächsten Morgen zuerst ein Einkauf: Drei Paar Schuhe für umgerechnet zwanzig Euro, zwei Sonnenbrillen, Kaffee, Obst, Jogurt und Cheddar-Käse fürs Frühstück. Über drei Straßen schleppen wir uns den Berg hoch, der Preis für den Meerblick ist zu ertragen. Die neuen Sandalen an den Füßen geht es mit "Uber" und Gary am Steuer nach Kirstenbosch. Der weiße Südafrikaner um die Sechzig trägt eine John-Lennon-Brille mit blauen Gläsern und bringt uns mit klassischer Musik ruhig zum Botanischen Garten. Bietet sich uns als Fahrer an, ein Tag 1200 Rand. Mal sehen.

Im Garten: Riesige dicke, alte Bäume, viel Grün. Hier ist erst mal nichts zu spüren von der "water-crisis". Die sicherlich vielen Menschen verteilen sich auf dem großen Gelände, picknicken auf den Wiesen. Im "Fragrance Garden" darf gepflückt und gerochen werden, mit netten Fragen dazu. Vom Baumwipfelpfad aus der beständige Blick auf Tafelberg und Lions Head. Ein Coconut-Mango-Drink an der Bar drinnen im "Moyo" - draußen darf nur sitzen wer etwas isst. Wir haben Karten für "The Palatones", eines der sommerlichen Picknick-Konzerte in Kirstenbosch. Der Hang füllt sich schon ab 16 Uhr mit Menschen, die ihre Picknick-Körbe aufklappen und gekühlten Wein trinken. Zum Glück gibt es für uns Ahnungslose Cola und Chips von einem der Verkaufsstände. Um 18 Uhr fangen die Männer mit den knallroten Schuhen an zu spielen, leider schlechter Sound aber gute Stimmung um uns herum und auf jeden Fall ein Erlebnis. 

Gary wird angefunkt und er bringt uns nach einer Restaurant-Auswahl-Fahrt ins "Beluga". Viele überflüssige Kellner, ein etwas zu motivierter Empfehler - hier ist es zu chic und touristisch für uns. Ein gutes Brot, vorweg Springbock-Carpaccio und dann Klipfish, zum Nachtisch "originaler" Malve-Pudding - das Essen war gut. Zu  Fuß zurück, immer der Straße nach, nah zum Strand entlang. Mir ist nicht wohl dabei, außer uns sind keine Weißen unterwegs und immer wieder lungern Gruppen von jungen Farbigen herum. Ich denke daran, dass hier jedes Haus eine Mauer hat, vergittert ist, alarmgesichert. Wahrscheinlich nicht ohne Grund. Im Apartment dann der Blick auf die glitzernde Landzunge und die Geräusche von Polizei-Sirenen und Grillen.

Paraglider kommen vom Berg und fliegen aufs Meer zu, landen am Strand. Die Vögel mit den orangefarbenen Flügelenden sind zu schnell für mich und meinen Kameraauslöser. Strahlender Sonnenschein, ganz viele Geräusche am Morgen und der Platz am Fenster ist Meiner. Zu Fuß, am Strand entlang geht es Richtung Waterfront. Unspektakulärer Weg, die Waterfront sehe ich als ein einziges Vergnügungsviertel. Dann das neue "Mocaa": Über die afrikanische Gegenwartskunst lässt sich streiten, aber die Architektur des Museums mit seinen ausgeschnittenen Silos ist beeindruckend. Geräusche, Musik und Menschliches, sind die ganze Zeit über präsent - zum Schluss wird es zuviel davon. 

Draußen stehen drei kleine Wagen mit Kaffee und Popcorn, wir sitzen auf bunten Stühlen und Kunstrasen, alles sehr entspannt hier. Weiter in die Stadt, viel Trubel in der Long Street mit ihren unzähligen Läden. Bunte Stoffe mit den typischen Afrika-Mustern, viel aus Holz überall. Die Architektur ist unterschiedlich, mal viktorianisch bunte Häuser, mal Betonklötze. Bis jetzt kann ich an Kapstadt nichts Schönes finden. Wir suchen das "Marcos", eine weitere Empfehlung von Gary. Die orange-schwarz-weiße Fassade ist auffällig, aber das Restaurant dann vielleicht doch etwas zu ursprünglich. Das Ochsenschwanz-Curry ist gut, aber ist das jetzt schon das typische afrikanische Essen? Außer uns essen nur zwei Männer, es ist Mittagspause und ungewöhnlich leer hier. Zurück mit dem Bus, das System von "MyCiTI Bus" ist nicht so einfach zu durchschauen. Die Karte wird beim Ein- und Ausstieg abgepiepst, kein Mensch weiß, wie lange der aufgeladene Betrag reicht. Wir fahren blind, vielleicht auch schwarz, wer weiß das schon.

Abends besteigen wir unseren Hausberg: Der Signal Hill lockt mit dem Blick auf den "schönsten Sonnenuntergang". An den bestens beschützen Anwesen vorbei geht es stramm den Berg hoch. Doch nicht hoch genug und auch nicht zeitig genug, denn für den Aussichtspunkt müssten wir noch ein ganzes Stück weiter. Es reicht auch so, wir sind alleine auf dem Bergrücken und schauen auf Meer und Lions Head. 

Linksverkehr mit dem Mietauto, das wird die Herausforderung für die nächsten zwei Tage sein. Immer an der Küste entlang nach Camps Bay, über den Pass Chapmans Peak, hinunter zur False Bay, dann, am Ende: Cape Point. Auf der Höhe von Noordhoeck schreie ich "Halt!": Der breite weiße Strand ist zu schön. Keine Menschen zu sehen - oben flattert eine schwarze Hai-Flagge. Später lese ich, dass aufgrund der Temperaturen und der starken Strömung  das Baden nicht empfohlen wird.

Die ins Sfumato getauchten Bergrücken faszinieren mich fast mehr als der Blick in zwei Ozeane. Dort wo das warme Wasser des Indischen und das kalte des Atlantischen Ozeans sich vermischen, hier am Kap der guten Hoffnung weht der Wind kräftig. Die Baboones lassen sich von den Touristen fotografieren und man fragt sich, wer mehr seinen Spaß an dieser Show hat, die Menschen oder die Affen.

Die Pinguine von Simon's Town nehmen wir auf dem Rückweg mit. Was auf den ersten Blick so ungewöhnlich scheint, nämlich, das sich die possierlichen Tierchen von der kalten Antarktis hierher in die Hitze verirrt haben, relativiert sich mit dem Blick auf die Landkarte - doch nicht so weit weg alles... Es ist dann eher ein kleiner Zoo, der uns erwartet: Auf Holzstegen wird man zum Privatstrand der Pinguine geleitet und schaut ihnen von oben beim Streiten, Schlafen und Balzen zu. Der Wind ist stark, er bläst nicht nur den Tierchen den Sand ins Gesicht. Sie haben alle Mühe Haltung zu bewahren und wiegen sich im Wind. Etwas schade, dass dieser wahnsinnig schöne weiße Sandstrand nur den Pinguinen vorbehalten ist.

Sand gestrahlt und vom Winde verweht setzen wir uns an den vorbestellten Tisch im "Live Bait" an der Kalk Bay. Direkt am Hafen liegt das Restaurant, ein unscheinbares, von außen etwas verwahrlost wirkendes Gebäude. Beim Essen klatschen die Wellen an die Fenster. Draußen tobt der Wind und wir sitzen bei frittierten Calamaris und Weißwein an weißen Holztischen - so muss es sein und ist es gut.

Noch ein kurzes in den Wind legen nach dem Essen auf dem Anlegesteg. Die Angler in voller Regenmontur  werfen ihre Köder in die Wellen. Dann sehe ich den Seehund, der wie tot da liegt. Wie ist er bloß auf die Mauer gekommen? Er lebt, hebt die müden Augen. Auf der anderen Seite liegt noch so ein Kamerad, irgendwie scheint das ein beliebter Ruheplatz zu sein. Oder auch nicht.... Am Hafen ist eine Wäscherei, ich sehe der Frau aus der Ferne beim Wäsche zusammenlegen zu. Die weißen Wäschestücke trocknen vor dem Haus im Wind - eine seltsame graue Stimmung an diesem Abend.

Auf der Rückfahrt geht es wieder an Noordhoeck vorbei, ich schaue aus dem Auto hinunter zum Strand. Da sehe ich diese fünf schwarzen Flossen im Meer - es ist nicht zu fassen... so nah am Strand... Bis heute glaube ich, dass es Haie waren. Der Sonnenuntergang ist es wert, noch ein letztes Mal zu halten und den Tag vergehen zu sehen.

Am zweiten Mietwagen-Tag trägt uns der rote Polo-Flitzer Richtung Sommerset West. Eine Tour durch die Weingüter soll es werden, der erste Stopp ist in "Vergelegen", was so viel heißt wie "Abgelegen". Wir streifen fast alleine durch den riesigen, einmalig schönen Garten, der eher ein Park ist. Reetgedeckte weiße Häuser, in denen sich unauffällig die "Libary", das "Wine Tasting Centre" und zwei Restaurants verstecken. Wir kommen an alten Kampherbäumen mit Elepfantenfüßen vorbei, einem Rosengarten und eingedeckten Picknickplätze unter grünen Sonnenschirmen mitten im Wald. Hinter meterhohen Bambusstäben schlängelt sich ein Bach durch das weitläufige Gelände. Alles ist so grün hier - ich komme mir vor wie im Paradies. In der Erwartung an diesem Tag noch viel Wein zu probieren, schlürfen wir hier in den Loungesesseln mit Aussicht auf die Berge nur einen Smoothie. Und fühlen uns wie in "Jenseits von Afrika".

Nächster Halt ist das "Lourensford Estate", doch da ziehen wir nur eine kurze Schleife - gegen "Vergelegen" ist dies nur ein billiger Abklatsch. Auch die Erdbeerfarm auf dem Weg nach "Babylonstoren" hält nicht was sie verspricht: Ein riesiger Laden, der den Anschein eines Hofladens erwecken soll, die Erdbeeren müssen wir suchen. Sie sind unter Plastik und leider überhaupt nicht süß, was aber auch daran liegen kann, das sie gerade nicht Saison haben. Dafür schreien die großen Metallmännchen vor dem Laden "Kauf mich!" und sind echte Hingucker. 

Wenn "Vergelegen" schon abgelegen ist, dann liegt das Weingut "Babylonstoren" am Ende der Welt: Wieder ein großes Gelände, sehr elitär alles, das Weingut, das Hotel, der Laden mit eigener Bäckerei. Fünf Sterne wollen bezahlt werden und so kann nicht Jeder hier so einfach mal Urlaub machen. Aber schön wärs schon... Die Vegetarische- und die Fischplatte unterscheiden sich nur minimal, sind aber richtig lecker und hübsch anzuschauen. Wir sitzen im Glaskasten und trinken endlich einen kühlen Weißwein. Die komplette Weinprobe lassen wir dann lieber bei der Hitze und schlendern noch etwas durch Haus und Hof. Im Shop liegt das frische Brot appetitlich in der Auslage, wie auch alles Andere, was man aus Langeweile oder Lust käuflich erwerben kann.

Der Tafelberg ruft. "Teufels Tischtuch" liegt gerade nicht als Wolkenschleier über dem Berg, was meine fünfzigprozentige Chance erhöht, von oben freie Sicht auf Kapstadt zu haben. Zuerst Frühstück im "Origin", dem coolen Coffee Roaster in der Hudson Street. Hier steht das Fahrrad in der offenen Backstube, der Teig läuft in der Knetmaschine und hübsche junge Menschen sitzen mit Laptop und Kaffee an großen Holztischen. Der Kaffee ist dann aber doch leider keine Offenbarung - Sidney wird in der Kaffee-Hitliste auch weiterhin ungeschlagen auf dem ersten Platz bleiben. 

Widrige Umstände zwingen mich dazu, die Tafelbergrunde umzudrehen: Jetzt werden wir mit der Seilbahn hoch und zu Fuß runter kommen. Die Gondel dreht sich und lässt Jeden ein Mal ungehindert in die Tiefe auf die Stadt schauen. Oben angekommen ist weniger los als gedacht, auf der Hochebene verläuft es sich dann doch zwischen den Gesteinsbrocken. Schatten ist rar, aber ein großer Stein bietet wenigstens etwas Schutz vor den Strahlen. Lange sitzen wir an den Fels gelehnt mit einer Flasche Rotwein und blicken hinunter auf das Häusermeer. Wie immer oben auf dem Berg erscheint all das unbedeutend, was gerade in der Welt unten passiert. So lässt es sich gut älter werden.

Der Abstieg vom Tafelberg durch die Schlucht über "Platteklip Gorge" fordert mir alles ab, was sicherlich meiner Krankheit geschuldet ist. Ich kämpfe. Glaubt man den unterschiedlichsten Beschreibungen über diesen Abstieg, kann man sich das raussuchen, was man möchte - Jeder erlebt es anders. Hohe Steintreppen erfordern höchste Aufmerksamkeit und es geht verdammt auf Oberschenkel und Knie. Ein Erlebnis ist es allemal, doch sicherlich ist der Aufstieg mit dem Tafelberg vor Augen über diesen Weg einfacher. Unten angekommen geht es noch ein Stück die Straße entlang, dann wieder zum Bus in Richtung Camps Bay - wir wollen endlich Strand sehen.

Camps Bay ist eine große Partymeile und hat mit Clifton zudem eine der exklusiveren Wohngegenden in der Ecke. Zwischen den Restaurants und der Strandpromenade fahren die meist weißen Autos in einer Schlange. Der Wind wird stärker und lässt die Wolken über die Zwölf Apostel im Rücken von Camps Bay quellen. Es sieht aus, als würden die Berge überkochen, das gleiche Schauspiel ist auch so am Tafelberg zu beobachten. Am Strand ist es kaum auszuhalten, der Sand peitscht ins Gesicht, entspannt da zu liegen ist unmöglich. Es muss jetzt eine Pizza in einem der NepperundSchlepper-Restaurants sein, aber dafür mit Aussicht auf Wasser und Strand. Das Hardrock-Café hat einen Balkon und gute Musik - so sehen wir ein weiteres Mal die Sonne untergehen.

Drei Berge müssen bestiegen werden, so lautet die Challenge. Es fehlt noch der Lions Head. Der Aufstieg beginnt nahe der Bushaltestelle zum Tafelberg und fängt ziemlich harmlos an. Es steigert sich von Kurve zu Kurve, wird steiniger und windiger. Immer wieder kommen Jogger entgegen, Mädchen in knappen Hosen und Sandalen, laut lamentierende Japaner - ich denke, dass es ja dann nicht so schlimm sein kann. Falsch. Es wird steiniger, die Felstreppen höher, schließlich sind wir am Klettern.

Auf dem letzten Stück sind wir dem Wind, der immer stärker wird, komplett ausgesetzt. Immer wieder warten, bis der Weg frei wird. Leitern, die nicht für alle einfach sind, werden zum Hindernis, doch dann sind wir nach einer starken Stunde oben. Die Aussicht ist grandios, Rundumblick garantiert, nur das Geschnatter der Asiaten stört. Mit dem Sonnenuntergang wird es hier nichts werden, es ist besser, den Rückweg bei Helligkeit anzugehen, zumal der Wind noch einmal zulegt. 

Der Abstieg findet dann sicherheitshalber überwiegend auf allen Vieren statt - zu groß ist das Risiko, einfach von einer Böe weggedrückt zu werden. Kaum zu glauben, dass hier nicht mehr passiert. Wieder auf moderaten Wegen sehen wir die Sonne im Meer versinken und der Lions Head wird in ein goldenes Licht getaucht. Ein einzigartiger Augenblick.

Weiter laufen wir, immer der Straße lang in Richtung Stadt. Die Füße sind müde und der Bauch hungrig. Bei Miller's Thumb weist uns eine energische Dame den Tisch an, erklärt die Karte und gibt uns zwei Minuten für die Entscheidung. Ob sie jetzt Jane oder Solly ist, bleibt offen, klar ist nur, dass sie hier was zu sagen hat. Fünf Fischarten stehen zur Auswahl, die auf unterschiedliche Weise zubereitet werden können. Ich entscheide mich für "Malay": Grilled, than baked with a sweet chilli, soy and ginger glaze... Es ist schweinelecker.

Vor dem Rückflug soll es noch zum food market in der Biscuit Mill nach Woodstock gehen. Um neun Uhr morgens bauen die Händler gerade die Waren auf, also dann erst einmal Frühstück in einem kleinen Café im Innenhof. Das war ein Fehler, wie sich später herausstellt - im food market wird frisch gekocht, gebacken und gemixt, die Auswahl ist riesig. Wenn jetzt noch Hunger da wäre, könnte man sich durch die Länder essen. Doch allein schon das in die Töpfe schauen macht Laune, zu sehen, was es alles so gibt. Die Menschen, überwiegend Touristen, sitzen an langen Tischen und schlemmen sich durch.

Auf dem gesamten Gelände der ehemaligen Backfabrik haben sich Jungdesigner ausgebreitet, verkaufen an Ständen im Freien und in Shops Ledersachen, Klamotten, Interieur-Schnick-Schnack oder Schmuck. Wir laufen zurück in die Stadt. Entlang der Albert Road finden sich anfangs noch hippe Läden von Designern, doch dann wird es immer einsamer und verfallener. Schaut man in die Seitenstraßen, sieht es da schon recht verkommen aus. Sicher kommt das der Realität von Kapstadt näher, aber ich fühl mich doch nicht wohl dabei und will nur weg von dort.

Das Gefühl, nur einen kleinen Ausschnitt von Südafrika gesehen zu haben, nehme ich mit nach Deutschland. Kapstadt selber hat mich nicht vom Hocker gerissen, aber sicherlich habe ich auch hier nur ein paar wenige Ecken gesehen, die ich mir selber ausgesucht hatte. Grandios ist die Verbindung von Bergen und Meer, einzigartig dieses Schauspiel der Wolken über Tafelberg und Zwölf Aposteln, und dazu dieser unglaublich starke Wind, der immer macht was er will. Irgendwie war ich jedoch immer auf der Hut, das hat mein Urlaubsfeeling beeinträchtigt. Ob es gerechtfertigt war, weiß ich nicht. Sicher werde ich mich zurücksehnen, nach dem Garten von Vergelegen, der Aussicht von den Bergen und der Wärme eines Sommers, der im Winter war.

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