Kraft der Elemente: Feuer und Wasser auf der Schwäbischen Alb
Das Wasser ist wirklich wunderbar blau: Direkt hinterm Haus liegt der Blautopf und die schöne Lau erzählt von der Zeit als sie ihr Lachen wieder fand. Doch vorher rasen zehn Journalisten mit den e-bikes durch die Schwäbische Alb: Das Ländle will entdeckt werden.
Die Sonne scheint im Lautertal und im "Lagerhaus" duftet es nach Seife: In der "Genussmanufaktur"wird nicht nur Seife gesiedet, sondern auch Kaffee geröstet und Schokolade produziert. Für ein Café an der Großen Lauter ist das eine unschlagbare Kombi. Der Grundgedanke des Regionalem zieht sich durch das ganze Haus und ist als Biosphärengastgeber selbstverständlich. Wie Achim Nagel vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb erzählt, muss Familie Läpple sechs regionale Gerichte und je zwei alkoholische und nichtalkoholische Getränke auf der Karte stehen haben. Also entscheide ich mich für das Kassler vom Albschwein auf warmen Alblinsen - mehr Alb geht nicht. Während des Essens klärt Dr. Siegfried Roth darüber auf, was es mit dem Geopark auf sich hat: Hier ist nicht Geo-Caching angesagt, sondern es charakterisiert eine Landschaft, welche erdgeschichtlich und geologisch gut ausgestattet ist. So wie die Alb eben. Widr was g'lernt.
Die beiden Herren schwingen sich dann tapfer mit uns aufs e-bike-le und radeln angeführt von zwei sportiven Radelmeistern vom Lautertal ins Glastal. Zuerst führt der Weg lauschig durch den Wald mit der Großen Lauter zur Seite, welche rechts vom Weg dahin plätschert.
Durch Wald und Dorf geht es mit Rückenwind (dank Motor) zuerst sehr schnell voran, doch dann fällt ausgerechnet am ersten Berg die Unterstützung aus: Alle überholen spielend im Turbo-Gang während ich hoch keuche. Aber mir wird gleich von unseren sportlichen Begleitern geholfen und ich kann am nächsten Berg alles wieder wett machen. Das Glastal sollte man unbedingt noch einmal in langsameren Tempo erwandern.
In der Wimser Mühle werden wir von Daniel Tress mit persönlichem Willkommensgruß und einer Einladung empfangen: "No geh ma mal nunda ond denn gibd's Kaffee ond Kucha." Der Gasthof Friedrichshöhle soll seiner Meinung nach nicht der Currywurst und Pommes-Fraktion zum Opfer fallen. Daher steht hier viel Regionales der Schwäbischen Alb auf dem Kärtle. Wir sitzen auf der Terrasse, essen fantastischen Mohnkuchen und schauen auf Mühle und Wasser. Dann machen sich die ersten Acht auf den Weg ins Abenteuer...
Die kleine große Attraktion ist hier die Wimser Höhle. immerhin die einzige mit dem Boot befahrbare Wasserhöhle Deutschlands. Alle ducken die Köpfe und gleiten mit dem Boot ins Dunkle. Es ist ganz still, ab und zu fällt ein Tropfen ins Wasser. Eine kleine verzauberte Welt, durch viele LED-Lichter beleuchtet, eröffnet sich. Immer wieder müssen wir den Kopf einziehen, denn der Fels ist nah. Nach siebzig Metern ist Ende - ab hier können nur noch die Taucher weiter und das ist angesichts der Enge kaum vorstellbar.
Einer der darüber bestens Bescheid weiß, ist Höhlentaucher Andreas Kücha. Dieser Mann kennt den Blautopf wie sein Westentäschle. Seit 1995 springt er mit zahlreichen Sauerstoffflaschen ausgestattet in den Blautopf und taucht 1,4km lang ab. Wenn er am Mörikedom denn Kopf aus dem Wasser streckt, ist er immer wieder beeindruckt: Eine riesige Halle voll mit Gebilden aus Kalkstein. Er entdeckte 2006 nicht nur die fünfzig Meter hohe Höhlenhalle "Apokalypse", sondern forschte sich immer noch weiter durch das mehre Kilometer lange Blautopf-Höhlensystem. Er ist überzeugt, dass es nach Versturz Drei immer noch weitergeht. Die Alb ist im Grunde ein löchriger Käse: Aus Vulkanen wurden Seen, aus Seen wurden durch den wasserdurchlässigen Kalkstein Höhlen.
In Blaubeuren wird heute gefeiert: Die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst wurden am vergangenen Samstag von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Und so hat Blaubeuren jetzt auch die "Venus" in eine Vitrine gestellt. Kleiner als vermutet steht sie kopflos aber würdig im Museum. Immerhin ist sie fast 40.000 Jahre alt und damit das älteste Kulturzeugniss der Menschheit.
Eine andere hübsche Dame berichtet dann von ihrer Verbannung an den Blautopf: Die schöne Lau steht vor dem blauem Wasser und lässt Eduard Mörikes Historie in der Sage wieder aufleben. Fünf Mal lachen sollte sie dort, damit sich der Kindersegen einstellt. Hat geklappt.
Zum Abschluss wird es im "Hotel Ochsen" in Blaubeeren wieder urschwäbisch: Flädlesupp ond Roschdbroda mid Spätzle. Am zweiten Tag der Reise wird uns das Element Wasser weiter begleiten, wenn auch in anderer Form...
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Andreas (Freitag, 21 Juli 2017 10:27)
Die Schwäbische Alb versteckt immer noch viele Geheimnisse. Eines davon ist der sagenumwobene Blautopf bei Blaubeuren. Der Blautopf fasziniert mich immer wieder. Wie hast du denn dieses schöne Blau hinbekommen?
Jeanne (Freitag, 21 Juli 2017 11:21)
Lieber Andreas,
ein klein wenig habe ich beim Blau nachgeholfen ;), aber wirklich nur ein wenig, denn der Blautopf macht seinem Namen wirklich alle Ehre.