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unterwegs in den zeugenbergen

Die Oberpfalz liegt nicht in der Pfalz. Gut, sicher wissen die meisten, dass wir uns in Bayern befinden, ziemlich östlich, an Franken geschmiegt. Aber kennt jemand die Zeugenberge? 

Etappe 1, 22km: Die Zeugenbergrunde hat 48 Kilometer gesamt, wobei die Angaben schwanken, manche sagen es wären mehr. Es ist, wie der Name schon sagt, ein Rundweg und zudem noch ein Leading Quality Trail - Best of Europe. Nachdem der Veldenzweg auch so qualifiziert wurde (meiner Meinung nach zurecht), haben wir natürlich gewisse Ansprüche an diesen Weg. Er soll in vier Etappen gelaufen werden, wir wollen ihn an zwei Tagen reißen. Ausgangspunkt ist Loderbach bei Neumarkt, kaum zu finden mit dem Navi, daher ist es hier auch beschaulich ruhig. Das Wetter ist bestens, die Temperaturen auch, es geht los am Wald entlang. Ich stelle fest, dass es hier noch nicht so grünt wie in der Südpfalz, da muss der Frühling noch eins drauf legen. Unser erstes Zwischenziel nach 6,8km ist die Ruine Wolfstein, so etwas wie das Wahrzeichen der unterhalb liegenden Stadt Neumarkt und die ehemalige Trutzburg der Pfalzgrafen. Für eine Ruine ist noch erstaunlich viel übrig, vor allem der Pallas imponiert mir. Die Aussicht auf Neumarkt ist auch nicht übel, also rasten wir hier. 

Es geht weiter mit den Aussichten, gleich auf dem Weg Richtung Höhenberg kommt der sogenannte Krähentisch. Ich kann die Krähe im Fels nicht entdecken, aber dafür hat man eine schöne Fernsicht, wenn auch auf das bebaute Neumarkt. Nach nun 11 Kilometer wäre bei der normalen Etappentour in Höhenberg Schluss gewesen, für uns geht es weiter und zwar erst einmal zum Kloster Mariahilf. Von dort kann man wieder nett runterschauen. Wir hätten es ausnutzen sollen, denn das war die letzte Möglichkeit auf diesem Weg, die Aussicht zu genießen. Durch roten Sandstein und Kiefernwälder mit weichem Boden, führt der Weg am Kanal entlang bis wir dann Buchberg erreichen. Hier ist unsere erste Etappe an der Bushaltestelle zu Ende. Beschrieben war ein Buszubringer, nun müssen wir leider feststellen, das samstags nur zwei Busse nach Neumarkt fahren. Also bringt uns ein teures Taxi zum Gasthof & Hotel Wittmann in Neumarkt. Metzgermeister Wittmann scheint der Weißwurst-Spezialist schlechthin zu sein, es wimmelt nur von Auszeichnungen und Weißwurstgerichten auf der Karte. Also nehme ich ein Weißwurstragout mit Schwammerln und Bratkartoffeln, dazu ein Weißbier - die richtige Stärkung nach so einer Tour. Es hat mir so geschmeckt, dass der Teller leider leer war, bevor ich fotografieren konnte...

Fundstücke auf Etappe 1:

1. Ein Hase, auf einem Stein sitzend, bei dem nicht gesichert anzunehmen ist, dass es sich um den Osterhasen handelt.

2. Der sogenannte Waldtroll, welcher sich nur sehr selten an der Oberfläche zeigt, da er normalerweise unter der Erde lebt. Seine Bauten sind durch die orangefarbenen Belüftungsrohre im Waldboden zu erkennen.

3. Das erhängte Holzstück am Baum - eine Warnung an alle Wanderer, nur Gutes von der Zeugenbergrunde zu berichten, sonst...


Etappe 2, 26km: Das erste was ich auf dem Weg nach Tyrolsberg entdecke, ist der Grabstein für eine Streuobstwiese - echt seltsam. Es hat nachts geregnet und das frische Grün erscheint um so grüner. Wenn jetzt manchmal der Weg etwas eintönig ist, lohnt es sich nach rechts, links und unten zu schauen, was dort so sprießt. Ich meine sogar Orchideen entdeckt zu haben. Heute sollen wir drei Zeugenberge erklimmen, wobei sich die Anstiege in Grenzen halten werden, aber das wissen wir da noch nicht. Der erste Zeugenberg ist der Buchberg, laut Beschreibung der imposanteste der Zeugenberge. Ich dachte ja, dass es um irgendwelche sagenhafte Zeugen der Vergangenheit geht. Fakt ist aber, dass die Zeugenberge die frühere zusammenhängende Verbreitung bestimmter Gesteinsschichten "bezeugen". Also sind es eigentlich nur Reste und die sind nicht mal sehr hoch, haben meist ein Plateau und keinen Gipfel. Auf dem nicht wirklich hohen Buchberg suchen wir vergeblich die Überreste einer keltischen Wehranlage und das Zangentor. Also entweder waren wir an der ganz falschen Stelle oder aber die Erosion hat zugeschlagen. Nachdem wir Mannis Platzl am Eselgehege (hier kann man mit Eseln wandern) gefunden haben, erreichen wir den Staufer Berg. Auch hier ist die versprochene Aussicht komplett mit Bäumen zugewachsen.

Nach dem Tyrolsberg und einem kurzem Stopp beim Griechen im gleichnamigen Ort, geht es weiter. Wir kommen an der Sulzquelle vorbei, die es irgendwann ins Schwarze Meer schafft - das sieht man diesem Rinnsal wirklich nicht an. Ab jetzt wird der Weg etwas eintönig, das können auch Fichtenwald, Golfplatz und Grünberg nicht rausreißen. Den Grünberg haben wir gar nicht so richtig wahrgenommen, er ist sehr flach und unspektakulär. 

Nach diesem wirklich schönen Waldweg, kam dann doch noch ein kleines Highlight: Die Heinzburg auf dem Schlossberg. Wenn man Heinzburg hört, erwartet man doch zumindest eine Ruine, es werden auch Wehrwälle und Halsgraben versprochen, aber - da ist nichts mehr. Und genau das ist gut. Die imposanten Bäume auf den vielen Hügeln auf dem einen großen Hügel sind gewaltig. Die Burganlage wurde im Landshuter Erbfolgekrieg zerstört und nie wieder aufgebaut. Irgendwie kann man das alles nur erahnen, aber gerade das macht es aus. Heute ist es ein Eldorado für Mountainbiker, sie haben sich Schanzen gebaut und rasen über die Hügel. 

Die Sage vom Hund am schwarzen Weiher, das geizige erstochene Burgfräulein, das noch immer spuken soll - wo nichts mehr ist, gibt es zumindest Sagen... Langsam nähern wir uns unserem Ausgangspunkt Loderbach, die Runde ist zu Ende. Zeit zurück zu schauen und Resümee zu ziehen: Der Weg hat stark angefangen, aber dann auch stark nachgelassen. Die Aussichtspunkte sind kaum vorhanden wie auch die Abwechslung. Oft geht es durch Wälder, kaum Dörfer sind zu durchqueren und die Steigungen nicht anspruchsvoll. Fast denke ich, wir sind den falschen Weg gelaufen, denn ein Leading Quality Trail war das nicht. 

Fundstücke entlang des Weges von Etappe 2:

1. Seltsame Steinzeitritzungen in der Baumrinde ;)

2. Schon wieder Ostern: In der Oberpfalz ist man mächtig eingestimmt

3. Das Motiv der sitzenden (oder was auch immer sie da macht) Frau wiederholt sich, scheint aber jüngeren Datums zu sein

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